Wem kann man glauben?

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antje123 Avatar

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Jeder Mutter scheint mit der Geburt des Kindes zwar ein Stein vom Herzen zu fallen, gleichzeitig prasseln andere Verantwortungen auf einen ein, an die man sich zuerst gewöhnen muss. Lauren trägt seit der Geburt die Verantwortung in doppelter Ausführung, ist die doch Mutter von Zwillingsjungs geworden. Dank der neuen Last zweifelt sie an sich, an ihrem Mann und an der Entscheidung für die Zwillinge.
Ihre ganze Überforderung wird eines Nachts verstärkt, als sie im Nebenbett auf eine Frau trifft, die zwar anscheinend ebenfalls Zwillinge bekommen hat, jedoch so gar nicht ins Bild des Krankenhauses passt: verwahrlost, stinkend, unansehnlich. Als sie Lauren plötzlich den Deal anbietet, eines von Laurens Kindern gegen eins von ihren einzutauschen, alarmiert Lauren die Polizei.
Als psychisch labil eingestuft finden Laurens Ängste keinen Anklang, ohne weitere Nachforschungen wird Lauren mit ihren gefährdeten Zwillingen nach Hause entlassen. Als eines Tages die Frau erneut auftaucht, ist es nur die junge Polizistin Jo Harper, die Lauren Glauben schenkt und sich in die Angelegenheit einarbeitet. Niemand glaubt den beiden, bis die Zwillinge eines Tages verschwinden.

Von der ersten Seite schafft es Golding, ein Band zwischen Lauren und dem Leser zu spannen. Erste Risse bekommt diese Verbindung, als alles in Frage gestellt wird und der Leser sich selbst fragt, was er glauben will. Doch schafft die Autorin es, dieses Gewissensspiel länger aufrecht zu erhalten, was der Spannung einen unglaublich entworfenen Bogen zuspricht. Von Seite zu Seite steigt die Spannung, allerdings auch die Zweifel des Lesers. Ein sehr gut verwendeter Stil, um den Leser bei der Stange zu halten und sich im Buch gefangen zu fühlen.
Stellt man allerdings das Ende des Buches dem Anfang gegenüber, muss man sich leider eingestehen, dass von der anfänglichen Spannung nur noch wenig übergeblieben ist. Zwar will der Leser wissen, ob er zu Beginn mit seiner gewählten Verbindung richtig lag und sich auf die richtige Seite gestellt hat, doch bekommt er alles in einem anderen Maße serviert, als er es gedacht hatte.

Unabhängig von den Eindrücken ist das Buch sehr gut geschrieben, die Personen sind eingängig und offen dargestellt, sodass es dem Leser leicht fällt, sich in das Buch hineinzulesen und Teil der Geschichte zu werden.