Nichts ist, wie es scheinen soll

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miro76 Avatar

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In der Vorstadt der 80er Jahre sind die Frauen natürlich Hausfrauen, die Kinder allesamt sonderbegabt und die Männer erfolgreiche Versorger.

Zumindest sollte es so sein. Doch wagt man einen Blick hinter die Kulissen, wird man erkennen, dass der Schein an allen Ecken und Enden trübt und bröckelt.

Alexa Hennig von Lange wagt einen sezierenden Blick in die Vorstadtidylle und zerpflückt die Strukturen der Nachbarschaft. Sie erzählt uns ihre Geschichte aus vielen Perspektiven. Sie lässt Frauen, Männer und Kinder abwechselnd zu Wort kommen und zeigt uns so ein rundes Bild dieser Gesellschaft, in der es den Erwachsen nur auf den Schein ankommt und die Kinder eher den Durchblick haben.

Die Autorin geht schonungslos mit ihren Protagonisten ins Gericht. Hier wird jedes Klischee bedient: Es gibt Eifersucht, Neid und Manipulation und es gibt häusliche Gewalt, Ehebruch und Vergewaltigung.

Schlussendlich zeigt sich, dass manche an ihren Vorstellungen zerbrechen und die kleine Gesellschaft sieht sich einer skurrilen Straftat gegenüber, die sie zwingt, die Augen zu öffnen.

Ich habe dieses kleine Buch wahnsinnig gerne gelesen. Ich habe es regelrecht verschlungen, wie schon lange kein Buch mehr. Durch die verschiedenen Erzählperspektiven ist es äußerst kurzweilig. Es gelingt der Autorin gut, auch stilistisch in die verschiedenen Rollen zu schlüpfen. Ich bin begeistert und empfehle diese Buch uneingeschränkt weiter.