Nur eine Skizze

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schokoflocke Avatar

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Das Cover hat für mich etwas Nostalgisches,das Muster erinnert an Siebzigerjahre,aber das irrt,da der Roman in den Achtzigern spielt.Bundesrepublik 1985-drei (eigentlich nur zwei spielen die Hauptrolle) "perfekte" Familien in einer ruhigen und gepflegten Einfamilienhäuser-Siedlung.Hier wird nicht nur gelebt,hier wird das Leben celebriert.Man besucht Kurse und entwickelt die künstlerische Ader,diskutiert über Frauenrechte,man ist gebildet und kultiviert.Vorallem werden aber die Kinder gefordert,die das Aushängeschild und Statussymbol der Familien sind.Ballet,Schwimmkurse und Chor-das ist selbstverständlich.Inteligenzkurse werden gemacht und natürlich sind die Kinder nicht nur in jeder Richtung talentiert,sondern auch hochbegabt...Und trotz der hohen Lebensqualität ist niemand hier glücklich oder zufrieden,die Eltern nicht und auch die begabten Kinder nicht.Neid,Eifersucht und Unzufriedenheit sind hier die treibende Kraft.
Von Idee her,finde ich den Roman gelungen und interessant,gesellschaftskritisch mit vielen Parallelen zu der heutigen Zeit.Leider ist die Ausführung ,meiner Meinung nach,nicht so toll gelungen.Für mich war das kein vollständiges Bild,sondern nur eine Skizze,da im Hintergrund sehr viel fehlt.Die Charaktere (Lexchen ausgenohmen) sind keine Sympathieträger und total auf dem Ego-Trip (jeder auf eigene Art),was mich persönlich nicht gestört hat,weil es gut zu der Geschichte passt.Was mir aber nicht gefallen hat,ist die allgemeine Pasivität der Protagonisten,die ich überhaupt nicht nachvollziehen kann.Vorallem am Schluss,als etwas Schlimmes passiert,hätte ich eine Reaktion erwartet,etwas Konkretes (wie z.B.die Polizei rufen),aber das Einzige was kommt sind Selbstvorwürfe (da sind wir wieder beim Ego-Trip).Irgendwie bin ich von der fehlenden Tiefgründigkeit enttäuscht,weil in der Idee viel mehr Potential steckt,das leider nicht ausgeschöpft wurde.