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Der Roman „Kampfsterne“ von Alexa Henning von Lange spielt in einer Vorstadtsiedlung einer norddeutschen Stadt im Sommer 1985. Es wird exemplarisch das Leben dreier Familien aufgezeigt, die aufgrund der räumlichen und sozialen Nähe ständig miteinander zu tun haben. Die Kinder, die im gleichen Alter sind spielen miteinander, die Erwachsenen treffen sich, um sich auszutauschen, so das durch die Nachbarschaft auch eine freundschaftliche Verbundenheit entsteht. Man schaut auf sich und beäugt die Nachbarn mit Neid aber auch mit gewissen Spott und Argwohn.
Interessant macht das Buch, weil es in viele eher kurze Kapitel gegliedert ist, wobei jedes Kapitel das Siedlungsgeschehen aus der Perspektive der einzelnen Protagonisten betrachtet wird. Der Autorin gelingt es geschickt die Gefühls- und Gedankenwelt von 6-/7-jährigen Mädchen und Jungen, von pubertierenden Teenies und von erwachsenen Eltern darzustellen. Hierbei werden die Gedanken und Gefühle so preisgegeben, wie sie tatsächlich im Kopf rotieren: Es wird kein Blatt vor den Mund genommen, so dass alles schonungslos offen und unverblümt aufgezeigt wird.
Auch wenn der Roman im Sommer spielt hat man hier keinen Roman in der Hand, der eine Sommerleichtigkeit beinhaltet. Er verbirgt vielmehr etwas Düsteres und Erschreckendes, da Gewalt und Missgunst sowie Manipulation auf der Tagesordnung stehen. Jeder ist auf seinen Vorteil bedacht, versucht anderen eins auszuwischen. Die Eltern – vor allem die Mütter – wollen, das ihre Kinder im Vergleich zu den anderen mehr glänzen. In den Ehen der dargestellten Familien kriselt es gewaltig. Man geht herablassend, gewalttätig oder ignorierend miteinander um. Es müssen erst Katastrophen über den brodelnden Alltag hereinbrechen, der die Paare emotional wieder zusammenbringt.
Der Roman ist absolut lesenswert. Mir gefallen die philosophischen Gedankengänge, die hier im wahrsten Sinne Wortes, oftmals auch über Gott und die Welt gehen. Die ständigen Zeitsprünge zwischen den Ansichten unterschiedlicher Altersklassen machen Spaß, man kann sich sehr gut in die Welt eines Kindes, eines Teenies (mal rebellisch – mal schüchtern), aber auch die eines Erwachsenen reinversetzen.
Die Gestaltung des Covers passt zum Design der 80er Jahre. Auch das Format des Buches ist klasse, da es ist sehr gut in der Hand liegt.