Tolle, vielschichtige Charakterstudie

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Handlung: Alexa Hennig von Langes neuer Roman "Kampfsterne" handelt von einer Siedlung am Rand der Stadt in den Achtzigern. In dem bürgerlichen Umfeld sind alle aufgeklärt und frei, jedoch fühlen sich alle Charaktere auf seltsame Weise in ihrem Leben gefangen.
Da ist zum Beispiel Rita, die ihren Mann als Langweiler empfindet und sich sexuell zu ihrer Nachbarin Ulla angezogen fühlt. Doch Ulla ahnt nichts von Ritas Gefühlen, ist sie selbst doch zu sehr damit beschäftigt, von ihrem Mann Rainer verprügelt zu werden.

Meine Meinung: Die Autorin lässt verschiedene Charaktere zu Wort kommen und erzählt als der jeweiligen Erzählperspektive, so dass sich der Leser ein relatives objektives Gesamtbild machen kann. Mich hat das Buch wirklich fasziniert, denn fast schon sachlich wird über Missbrauch und Vergewaltigung gesprochen. Die Nachbarin Rita weiß von Ullas Schicksal, empfiehlt ihr aber nur, sich von dem gewalttätigen Mann zu trennen und ist genervt, wenn Ulla Trost bei ihr sucht. Es ist fast schon ungeheuerlich, wie jede Person fast ausschließlich egoistisch handelt, im Fokus des Handelns steht fast immer das eigene Wohlbefinden. So wirkt es fast schon altruistisch, als sich Ritas Sohn Johannes um die Nachbarstochter Constanze kümmert.

Gerade weil die Handlungs- und Denkweisen der Figuren so untypisch sind, ist die Geschichte sehr interessant und unvorhersehbar. Ich habe die Geschichte sehr schnell an wenigen Abenden durchgelesen und war gleichermaßen schockiert wie fasziniert.

Dabei hätte das Buch auch in der Gegenwart spielen können, einen sehr großen Bezug zu den Achtzigern konnte ich nicht feststellen.

Ich kann das Buch all jenen empfehlen, die gerne mal etwas anderes lesen möchten!