Wenn Kinder reden wie Philosophen, dann ist es bei mir vorbei

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"Warum kann die Welt nicht so sein wie Lexchen? Arglos, ohne Hintergedanken? Ohne jedes Geltungsbedürfnis? Mitfühlend. Sodass jeder sein darf, wie er ist."


Es sind die 80er in Deutschland. In einer Siedlung am Rande einer norddeutschen Stadt lebt die Mittelschicht im dänischen Design und fährt jeden Sommer nach Südfrankreich. Doch das Idyll trügt, denn niemand kann in dieser engen Welt sein Glück finden. Das angeblich richtige Leben fühlt sich für alle Personen unendlich falsch an.

Mit einem aggressiven Grundton hat mich die Leseprobe zu diesem Buch überzeugt: Ich möchte das lesen, es klingt knallhart und ehrlich. Leider hat sich das nicht bewahrheitet - in "Kampfsterne" wird unendlich viel schwadroniert, gejammert, philosophiert, und zwar immer zu den gleichen, auf Dauer langweiligen Themen. Die Kinder der anderen sind besser/schöner/schlauer als meine eigenen; mein Mann/meine Frau sind der Horror; meine Eltern sind der Horror; das ganze Leben ist ein Horror. Dieses Genöle ohne Sinn und Verstand ging mir schnell tierisch auf die Nerven. Und dann philosophieren achtjährige Kinder wie Kant persönlich. Das war dann wirklich zu viel des Guten.

Im Klappentext wird eigentlich schon alles verraten, was das Buch vielleicht auszusagen versucht: Der Schein trügt. Wissen wir doch. Nichts Überraschendes, nichts Schockierendes geschieht, und die Geschichte hätte sich so überall und zu jeder Zeit abspielen können. Warum ein so deutlicher Fokus auf die 80er in Deutschland gelegt wird, ist mir rätselhaft. Bis auf einige wenige Anspielungen ist dieses Buch raum- und zeitlos und damit nicht etwa ein allgemein gültiges Manifest, sondern einfach nur ohne Bezug, ohne Zweck, ohne Mehrwert.

Dynamisch gestaltet sich das Lesen durch die ständig wechselnden Perspektiven, wodurch ein weites Panorama entsteht, in dem jeder mal zu Wort kommt. Dass diese Worte hohl klingen, ist ein anderes Thema. Der flüssige, flotte, bissige Stil hat mich am Lesen gehalten, das Geschwafel und Philosophieren hat mich die Augen verdrehen lassen.

Ich bin von "Kampfsterne" leider so gar nicht begeistert. Zu künstlich aggressiv, zu undurchdacht, zu wacklige und enervierende Charakterkonstruktion. Das war nichts.