Vivant in pace

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
hesi Avatar

Von

Gesine ist Friedhofsgärtnerin – ein Beruf, mit dem sie normalerweise gut zurechtkommt. Doch heute ist die Tote ihre eigene Schwester, zu der sie ebenso wie zur restlichen Familie vor Jahren den Kontakt abgebrochen hat. Seit einer gefühlten Ewigkeit ist sie erfolgreich ihrer Familie und der eigenen Vergangenheit aus dem Weg gegangen, doch an diesem Tag gelingt ihr das nicht mehr. Schlimmer noch: schon vor der eigentlichen Beerdigung steht sie nicht nur plötzlich ihren Eltern gegenüber, sondern diese bezichtigen sie auch noch des Mordes an ihrer Tochter, Gesines Schwester Mareike.
Als sie nicht nur in den Fokus der Ermittlungen gerät, sondern auch ein Unbekannter in ihren Wohnwagen einbricht, in dem sie seit Jahren lebt, kann die ehemalige Kriminalkommissarin nicht mehr anders, als sich näher mit dem Fall zu beschäftigen.
Gekonnt schneidet die Drehbuchautorin Annette Wieners verschiedene Perspektiven gegeneinander: die Gesines und die der Ermittlerin Marina Olbert. Dazwischen schiebt sie immer wieder kurze Abschnitte, die nach und nach enthüllen, was vor zehn Jahren geschehen ist. Einzelne Punkte irritieren etwas, z.B. dass man ein zweieinhalbjähriges Kind nach Hause bringt, ohne zu klären, ob jemand da ist, aber insgesamt ist „Kaninchenherz“ ein fesselndes, vielschichtiges Debüt, in dem es nicht nur um die Frage „Wer war‘s?“ geht. Man darf gespannt sein, wie es mit Gesine und den anderen Figuren weitergeht – „Kaninchenherz“ ist als erster Teil einer Serie angekündigt.
P.S.: Annette Wieners hätte durchaus das Potential, auf den Serieneffekt zu verzichten und der Kraft ihrer Geschichten und ihrer Personen zu vertrauen.