Vor zehn Jahren

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wal.li Avatar

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Vor zehn Jahren ist der kleine Sohn von Gesine Cordes auf tragische Weise umgekommen. Gesine änderte ihr Leben daraufhin radikal, sie war damals Polizistin und nun arbeitet sie als Friedhofsgärtnerin. Überwinden wird sie den Verlust allerdings nie, sie lebt nur irgendwie weiter. Trotzdem ist sie schockiert als sie entdeckt, dass die Bestattung, die sie gerade vorbereitet, die ihrer eigenen Schwester ist. Obwohl Gesine den Kontakt zu ihrer Familie abgebrochen hat, ist nun die Zeit gekommen, sich den Ereignissen von vor zehn Jahren zu stellen. Auch der angebliche Selbstmord ihrer Schwester gibt Rätsel auf. Mareike war eigentlich nicht der Typ, der zu solchen Maßnahmen greift.

Gut kann man sich in Gesine Cordes hineinversetzen, die eigentlich abschließen wollte mit dem, was damals geschah. Zwar glaubt sie, dass der Tod ihres kleinen Philip nicht nur ein Unfall war, aber sie will einfach darauf verzichten weiter nachzuforschen. Ihre Schwester Mareike scheint etwas anderes im Sinn gehabt zu haben. Nach Jahren in Spanien war sie nach Deutschland zurück gekehrt. Offensichtlich wollte sie mit Gesine Kontakt aufnehmen und eine Annäherung herbeiführen. Und das, obwohl Gesine ihr immer vorgeworfen hat, sie habe nicht genug auf den Kleinen achtgegeben. Je mehr Gesine sich wieder mit ihrer Schwester beschäftigen muss, desto weniger ist sie überzeugt, dass diese ihren Tod selbst herbeigeführt hat.

Gesines Zerrissenheit, ihre Trauer, aber auch ihre Hartnäckigkeit, den Dingen auf den Grund gehen zu wollen sind sehr lebensnah geschildert. Ihre Auseinandersetzung mit ihrer eigenen Vergangenheit trägt die Handlung dieses Romans. Doch mit welcher Verächtlichkeit ihr die ehemaligen Kollegen begegnen und wie unschön das Verhältnis zu ihren Eltern ist, die ein sehr unterkühltes Verhalten an den Tag leben, das wirkt manchmal etwas übertrieben, so dass man sich zu fragen beginnt, ob die Gedanken in eine bestimmte Richtung gelenkt werden sollen. Gelöst werden kann dieser Fall nur, in dem die Vergangenheit mit der Gegenwart versöhnt wird. Ob und wie Gesine sich ihren Problemen stellt, bildet die Grundlage für einen fesselnden Spannungsroman, den die Sprecherin Sandra Schwittau mit angenehmer Stimme einnehmend vorträgt.

3,5 Sterne