Kein Literaturnobelpreis-Krimi, aber durchaus lesenswert

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Der neue Fall für die Privatermittler Bastian Becker und Janina Funke führt sie an ihre Grenzen – ein Koffer voller Menschen-Knochen wird gefunden und diese weisen Spuren davon auf, dass der Täter Kannibalismus betreibt. Becker taucht in die Foren des Darknets ein, um den Mörder zu finden. Doch auch Funke ist nicht untätig. Und beide kämpfen zusätzlich noch mit ihren eigenen Dämonen.

Dieser Krimi ist kurz und kurzweilig, wenn auch kein Meisterwerk. Ich hatte beim Lesen tatsächlich ständig Mark Beneckes Art zu sprechen im Ohr. Ich bin mir sicher, auch ohne den Autor zu wissen, hätte ich ihn genau daran entlarvt! Das gefällt mir übrigens gut, nur um es klarzustellen! Allerdings merkt man auch gerade daran, dass er hauptberuflich eben nicht Krimi-Autor, sondern Kriminalbiologe und Wirbellosenkundler (und Fach-/Sachbuchautor) ist. Er verzichtet auf verschwurbelte Sätze. Sein Stil ist schlicht, einfach, klar, direkt. Fast würde ich sagen: wie bei einem Jugendbuch! Allerdings ist das Thema da weniger geeignet.

Die Figuren sind aber vermutlich genau deshalb sehr realitätsnah. Ob man sie nun mag oder nicht, ob man sie sympathisch oder schräg findet – auf alle Fälle wirken sie einfach nicht „erfunden“, sondern „wie aus dem Leben gegriffen“. Dafür schon mal ein dickes Lob. Auch dafür, dass sie alle sehr viel ausgereifter und plastischer sind, als im ersten Band.

Der eine oder andere kleine logische Stolperstein hat mir weniger gut gefallen. Dennoch kann ich das akzeptieren und der künstlerischen Freiheit zuschreiben. Es sind auch keine dicken, fetten Bolzen. Schade finde ich, dass das kleine Buch künstlich aufgebläht wirkt, weil die neuen Kapitel grundsätzlich auf der rechten Seite starten, ganz gleich, wie viel freier Platz dabei leer bleibt. Aber ganz klar ist dieser zweite Band eine Steigerung zum Erstling! Es hat Spaß gemacht, ihn zu lesen und genau deshalb habe ich ihn im Anschluss daran auch noch mal als Hörbuch gehört. Jan Katzenberger liest das Buch mit einer sehr angenehmen Stimme und Betonung ein. Man hört gerne zu! Für mich geht dabei ein klein wenig der „Benecke-Ton“ unter, doch das ist kein schwerwiegender Punkt und für andere möglicher Weise sogar von Vorteil. Ansonsten gefällt mir die Story sogar so kurz hintereinander sehr gut und es war erstaunlicher Weise kein bisschen störend, dass ich das Ende ja schon kannte.

Mein Fazit: Keine hochanspruchsvolle Literatur, aber ein Krimi, der ein, zwei heftige Themen aufgreift und den Leser vom Alltag ablenkt. Das ist mir allemal lieber, als ein Autor, der sich selbst in hochgestochenen Sätzen verläuft und den Leser als kleines Licht hinter sich lassen möchte. Auch „Abschaltkrimis“ braucht die Welt und Bastian Becker ist eine Figur, die noch immer einige Geheimnisse hat. Also warte ich gespannt auf Band drei und gebe bis dahin vier Sterne.