Mittelmaß pur

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_sabrina_ Avatar

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Mitten in Berlin wird ein Koffer voller Knochen gefunden – liegt ein Verbrechen vor? Sind die Knochen jüngeren Datums? Wurde jemand getötet oder liegt was anderes vor? Der Fall ist brenzlig und Berater Bastian Becker und Assistentin Janina Funke werden von der Polizei hinzugezogen. Privatermittler Becker ist schnell sicher, dass es um Kannibalismus geht und ermittelt in diesen Richtung und es wird gefährlich.

Die Erwartungen sind natürlich direkt enorm hoch, wenn Mark Benecke auf dem Cover steht. Das war zumindest bei mir so, nachdem mir seine (wissenschaftlichen) Bücher und ich muss klar sagen: Mich hat er nicht so richtig überzeugt. Der Fall war an sich gut, der Schreibstil in Ordnung, aber es fehlte mir dann doch bisschen der Biss. Schade auch, dass die Auflösung schon recht früh zu erahnen ist. Zwar war noch nicht direkt klar, was genau die Motivation ist, aber das „Wer“ war für mich nach ein, zwei Andeutungen zu viel und deutlich zu früh schon ziemlich klar. Das war natürlich weniger gelungen, gut fand ich die immer wieder eingewobenen Infos zu Forensik und Ermittlungsarbeit. Aber hier hätte ich mir deutlich mehr gewünscht, denn in diesem Bereich hat Benecke nun mal eine enorme Expertise.

Das Thema Kannibalismus ist – wie der Titel schon anzeigt – der Dreh- und Angelpunkt der Geschichte. Das Thema ist ganz sicher nicht so appetitlich, aber Tabus anzusprechen ist richtig und hier auch sehr gut umgesetzt, wie ich finde. Der Schreibstil naja, nicht übel, recht kurzweilig, aber es gibt zu viel Zufall, dafür zu wenig Überraschung.

Den ersten Fall hatte ich nicht gelesen, aber das war kein Problem. Die Ermittler lernt man auch hier gut genug kennen, aber so richtig überzeugt bin ich von den Protagonisten nicht. Gerade Becker, der in diesem Band auch noch kränkelt, hat mich einfach nicht so überzeugt. Er ist der Typ – ich mag keine Regeln, mach was ich denke, trinke, rauche, lebt nur noch für diesen einen Fall etc. und all das im Übermaß und wirkt dadurch ziemlich unprofessionell. Allein seine Aktivitäten im Darknet, sowie sein Umgang mit der einen oder anderen Info – bestenfalls fragwürdig. Funke gefällt mir mit ihrer strukturierten und ruhigen Art deutlich besser. Sie holt auch dem Buch noch einiges raus.

Unter dem Strich ein Buch, dass mich nicht begeistert hat, aber auch nicht übel war – Mittelmaß pur und daher gibt es auch drei Sterne.