Vorhersehbar mit wenig Tiefe

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kiira Avatar

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Das Cover, gestaltet im Comic-Design bietet Abwechslung zum momentanen Trend des Landschaft-Einheitsbreis der Krimiwelt, was mir gut gefallen hat.


Die Story ist für meinen Geschmack zu kurz gehalten, die Charaktere bekommen wenig tiefe und leider ist mir schon bei der ersten Erwähnung des Charakters im Hauptplot klar, dass er der Täter sein wird. Hier hätte man den Leser mehr in die Irre führen können. Zudem wird der Täter in den Kapiteln, die in Täterperspektive verfasst sind, stets als "der Schmächtige" beschrieben- eine schöne Beschreibung, aber ist das wirklich das Einzige, was man über den Täter preisgeben kann, ohne zu viel zu verraten?
Viele Fragen bleiben offen und Handlungsstränge wirken teilweise zusammenhanglos inszeniert. Hier hätte man die Geschichte um Franziska und Janina sowohl in der Vergangenheit, als auch in der Gegenwart näher ausführen können.
Ebenso bleibt der Handlungsstrang um Johann von Grafenburg ohne Klärung offen. Haben seine Handlungen Konsequenzen für ihn?
Bastian ist der Charakter, der am meisten Profil zeigt und wirkt daher am sympathischsten. Als Hauptcharakter in einer Krimi-Reihe hat er gutes Entwicklungspotential, jedoch müssen die anderen Charaktere wie Bogatsu und Janina noch deutlich an Tiefe gewinnen.

Authentisch fand ich die Sprache sowie die Faktenverliebtheit, die man auch von Marc Beneckes anderen Auftritten in Podcasts und Fernsehen kennt.
Der Leser lernt die verschiedenen Arten des Kannibalismus kurz und einfach kennen. Durch Schneefängers Korrespondenz mich Chefkoch bekommt man außerdem einen Einblick in die Szene, welche jedoch weniger von tatsächlichen Kannibalen, als viel mehr von "Normalos" mit außergewöhnlichen Fantasien befeuert wird.

Alles in Allem hat "Kannibal" durch seine Kürze für mich an Qualität eingebüßt.
Der Roman ist flüssig und schnell lesbar.Durch seine Kürze eignet er sich gut für längere Zugreisen. Man sollte jedoch keinen allzu großen Plottwist erwarten.