Leben nach dem Tod? Ja, der Titel ist sehr treffend!

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takabayashi Avatar

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Dieser „München-Krimi“ unterscheidet sich sehr von den üblichen Regionalkrimis, die zumeist gemütlich und folkloristisch daherkommen. Hier geht es eher realistisch und gesellschaftskritisch zu.
Den ersten Band der Reihe um Kommissar Kant hatte ich schon gelesen, den zweiten noch nicht, was aber kein Problem war, denn diesen 3. Band kann man auch als Einzel-Krimi ohne Kenntnis der Vorgeschichte gut lesen.
Von Münchner Glamour ist hier nichts zu spüren, die handelnden Personen leben größtenteils in einer schon in die Jahre gekommenen Hochhaussiedlung am Stadtrand.
Kant und sein Team arbeiten an einem Fall, bei dem zuerst nur der Arm einer Leiche gefunden wird und erst nach und nach weitere Leichenteile auftauchen. Anhand der Hüfte samt Implantat lässt sich endlich die Identität des Toten feststellen, es handelt sich um einen 81-jährigen Mann, der von niemandem als vermisst gemeldet wurde und den die meisten der Siedlungsbewohner nicht kannten.
Parallel dazu wird die Geschichte der 19jährigen Antonia (Toni) erzählt, die mit ihrer Hippiemutter in Portugal gelebt hat. Nach dem Tod der Mutter beschließt sie, nach Deutschland zu gehen – ihre erste Anlaufstelle ist ihr Opa, „der Schweißer“ wie ihre Mutter ihn nur nannte, denn sie hat kaum Geld und muss sich erst einmal darüber klar werden, wie es mit ihr weitergehen soll. Auch ihr Großvater mit seiner jüngeren Lebensgefährtin lebt in derselben Stadtrandsiedlung wie der Tote.

Wie diese beiden Handlungsstränge zusammenhängen, wird dem Leser erst gegen Ende klar, und der Weg dahin ist sehr spannend. Es handelt sich um ein wirklich perfides Verbrechen, und ich ahnte schon einige Zusammenhänge, wurde aber von der Auflösung trotzdem überrascht!

Am Rande erfährt man auch ein wenig über Kants Privatleben, aber das nimmt nicht allzu viel Raum ein. Auch seine Mitarbeiter sind interessante Charaktere, die aber nicht so schrullig gezeichnet werden wie in manchen anderen Reihen. Personen und Orte wirken sehr authentisch, und obwohl es um Mord und Verbrechen geht, finden sich hier keine blutrünstigen Gewaltorgien. Es geht eher um den Zustand einer Gesellschaft, in der solche Verbrechen möglich sind.

Gut lesbarer, wirklich spannender Krimi mit Tiefgang!