Sehr spannend mit einem guten Schuss Gesellschaftskritik

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antjemue Avatar

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Ich lese sehr gern Kriminalromane. Als „Kant und das Leben nach dem Tod“ als Rezensionsexemplar bekommen konnte, klang der Klappentext für mich sehr interessant. Allerdings überlegte ich kurz noch, ob ich es annehme, denn immerhin war es schon der dritte Teil einer mir bislang komplett unbekannten Reihe und eines mir genauso wenig bekannten Autors. Aber ich bin auch schon vorher später in Reihen eingestiegen, hatte dabei selten Verständnisprobleme und wurde meist dadurch sogar neugierig auf die Vorgänger.

Antonia, in München geboren, zog mit ihrer Mutter als sie 5 Jahre alt war nach Portugal und lebte dort die letzten Jahre mit ihr zusammen in einem alten Sprinter. Vor Kurzem ist ihre Mutter gestorben und sie ist mit dem alten Fahrzeug ohne TÜV sowie mit erheblichen Mängeln in ihre Geburtsstadt zurückgekehrt. Schon nach der ersten Nacht wird ihr Zuhause von der Polizei stillgelegt. Daher sucht sie ihren Großvater, den sie zuletzt als Kind gesehen hat, auf und findet bei ihm und seiner Lebensgefährtin Unterschlupf.

Zur gleichen Zeit wird neben der A8 in einem Müllsack der abgetrennte Arm eines älteren Mannes gefunden. Kurze Zeit später stellt sich heraus, dass dieser tiefgekühlt war. Anfangs steht das Team um Hauptkommissar Kant vor einem Rätsel, denn er passt zu keiner Person, die als vermisst gemeldet wurde. Erst ein weiterer Leichteilfund lässt eine Identifizierung zu und führt die Ermittler in die Hochhaussiedlung im Münchner Stadtviertel Hasenbergl. Allerdings schein keiner der Mitbewohner Kontakt zu dem älteren Mann gehabt zu haben und es stellt sich heraus, dass er nicht als Einziger verschwand und von niemandem vermisst wurde.

Wird es den Ermittlern gelingen, den Fall aufzuklären? Und was hat das Ganze mit der jungen Heimkehrerin aus Portugal zu tun?

Von Anfang an ließ sich dieser Kriminalroman leicht und flüssig lesen und ich hatte, trotz meines späteren Einstiegs in die Kant-Reihe auch keinerlei Verständnisprobleme. Der Fall und Antonias Geschichte, die den Hauptteil der Geschichte ausmachen, ist ja auch für die Leser neu, die die Vorgänger aus der Reihe bereits kennen. Und die relativ kurz gehaltenen Schilderungen aus dem Privatleben der Ermittler, teils mit kurzen Rückblenden, reichten mir vollkommen, um sie mir gut vorstellen zu können und Sympathien zu entwickeln.

Zu Beginn hatte ich natürlich absolut keine Ahnung, was die beiden Handlungsstränge miteinander verbinden könnte. Der Wechsel zwischen ihnen sorgte aber bereits da bei mir für einen permanenten Erhalt der Grundspannung. Nach und nach kristallisierten sich dann aber durchaus Verbindungen heraus, die mich teils aber auch auf falsche Spuren lockten. Mir gefielen die realistisch dargestellten Ermittlungen, aber auch das nachvollziehbar beschriebene Geschehen in der Brennpunktsiedlung mit einem guten Schuss Gesellschaftskritik. Am Ende gipfelte alles in einen nervenaufreibenden Showdown.

Mir hat dieses Buch insgesamt sehr gut gefallen. Ich werde mir auch die Vorgängerteile demnächst zulegen und werde die Reihe, sollten noch Nachfolger erscheinen, dann auch weiterverfolgen. Beides allerdings nicht mit Taschenbuchausgaben, sondern als ebooks. Die Schrift war in diesem Buch nämlich für meine alternden Augen schon etwas zu klein. Bei Tageslicht funktionierte das Lesen noch prima, aber abends bei Kunstlicht war es, selbst mit Lesehilfe, ziemlich anstrengend. Mit etwas größerer Schrift hätte ich das Buch schneller ausgelesen.