Eine charakterstarke Frau

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suzanne Avatar

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Kantika erzählt die Lebensreise einer charakterstarken Frau und Überlebenskünstlerin, die hart arbeitet um ihre Träume wahr werden zu lassen. Der Autorin Elisabeth Graver diente als Vorbild für diesen Roman die Lebensgeschichte ihrer Großmutter Rebecca Cohen. Ihre Geschichte ist auch die Geschichte einer Familie sephardischer Juden, die zunächst wohlhabend in der Istanbuler Oberschicht leben. Leider ist der Vater wenig geschäftstüchtig und verliert sein Unternehmen und als sich die Stimmung in den zwanziger Jahren in Europa verdüstert muss die Familie Istanbul verlassen und zieht zunächst nach Barcelona. Für Rebecca beginnt eine lange Odyssee, sie verliert ihren ersten Mann und heiratet ein zweites Mal einen Witwer mit Kind mit dem sie nach Amerika geht. Ihre Eltern und Geschwister muss sie dabei in Europa zurücklassen. In ihrem wechselhaften Leben fängt sie immer wieder von vorne an sich mit ihren Talent zum Nähen ein Geschäft aufzubauen. Sie kümmert sich um ihre 6 Kinder und fördert mit viel Geduld ihre Stieftochter Luna, die mit einer Zerebralparese zur Welt gekommen ist. In ihrem Gesang findet Rebecca ein Zuhause, sie singt seit ihrer Kindheit. Später kann sie darin Tradition, Vergangenheit und Zukunft verweben.
Der mare Verlag hat dieses Buch sehr schön gestaltet. Das Titelblatt mit der angeschlagenen Kachel ganz in Blau fällt einen sofort ins Auge. Jedes Kapitel wird mit einem schwarz-weiß Foto begonnen, das dem jeweiligen Lebensabschnitt von Rebecca oder ihrer Familie entspricht. Das macht neugierig auf die dazugehörige Geschichte.
Kantika ist ein berührendes Buch, das uns in das Leben und in die Rituale sephardischer Juden in die Zeit um 1920 einführt. Die Autorin hat eine wunderbaren bildhaften Schreibstil mit der sie die Personen und die Landschaften lebendig werden lässt. Ich habe Rebecca gerne auf ihrem Lebensweg begleitet und empfehle dieses Buch allen, die Familiengeschichten über mehrere Generationen mögen.