Im Schatten des Tafelberges

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savanna Avatar

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Wer je in Kapstadt war, sollte diesen Thriller lesen. Wer je nach Kapstadt reisen möchte, vielleicht eher nicht. Von Vorfreude wären dann nämlich keine Rede mehr...

Das Debüt des Südafrikaners Roger Smith trägt im Original den Titel 'Mixed Blood' und weist damit deutlich auf die bis heute spürbaren Folgen der Apartheid hin. Viele Ethnien der heutigen Republik Südafrika werden aufgeriffen: der reiche Weiße in seinen abgeriegelten Vierteln, der benachteiligte Coloured, der Einblick  in die weiße Welt erhält und der gewaltbereite Schwarze, der aus den ärmlichen Townships rund um Kapstadt stammt. Die Xhosa werden genannt, die Zulu und die Buren. Der Realitätsgehalt von 'Kap der Finsternis' ist hoch - der Autor selbst ist ein weißer Südafrikaner mit Wohnsitz in Kapstadt - er sollte wissen, wovon er spricht.

Der Leser erfährt von der Familie Hill, die erst kürzlich aus den USA nach Südafrika ausgewandert sind. Jack, seine schwangere Frau Susan und ihr kleiner Sohn Matt bilden den Dreh- und Angelpunkt dieses Thrillers. Könnte es schlicht der persönliche Traum sein, am 'schönsten Ende der Welt' zu Leben, erfährt der Leser rasch, dass die Familie Hill weniger einem Aussteigertraum folgt, denn sich auf der Flucht befindet. Die Handlungsstränge werden rund um Kapstadt ausgeworfen - von der Innenstadt an den Hängen des Tafelberges bis zu den Hüttensiedlungen der Cape Flats werden eine Reihe weiterer Personen involviert: Korrupte Polististen, drogenabhängige Prostituierte und besorgte Nachtwächter.

Die Geschehnisse bündeln sich bereits innerhalb der ersten Kapitel derart dicht, dass mir das Buch wie ein aktionreicher James Bond-Film erschien. Würde das Buch verfilmt, würde es mich sehr an das südamerikanische Pendant 'City of God' erinnern, derart viel Gewalt herrscht zwischen diese Zeilen.

Man könnte meinen, Smith wäre die Touristenflut in seinem Heimatort Kapstadt schlichtweg zu viel geworden und er plane nun einen Anti-Image-Gegenschritt. Ich sehe viel Authentisches in seinen Zeilen - auch wenn mein Aufenthalt im Western Cape nun schon ein paar Jahre zurück liegt - hoffe jedoch auch, dass viel Fiktion mit einspielt. Sollte das bunte, fröhliche Kapstadt tatsächlich nur als Fassade existieren und das reale Kapstadt derartige Züge besitzen - es wäre ein Grauen. Es wäre ein Kap der Finsternis.