Jeder verfolgt jeden in Kapstadt

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annajo Avatar

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Jack Burn flüchtet vor seiner Vergangenheit und der amerikanischen Polizei nach Kapstadt, um dort mit seiner hochschwangeren Frau und seinem kleinen Sohn ein neues und rechtschaffendes Leben zu beginnen. Doch die undurchsichtigen Zustände dort, die eigentlich helfen sollten, die Familie zu verstecken, werden ihr zum Verhängnis. Zwei Männer - Mitglieder einer Gang aus dem Stadtteil derjenigen, denen das Leben wesentlich übler mitgespielt hat - brechen in das Haus ein und überfallen die Familie. Jack Burn tötet beide Männer, um seine Familie zu schützen und setzt damit Dinge in Bewegung, die er nicht mehr aufhalten kann und die ihn und seine Familie nicht nur die Freiheit, sondern auch das Leben kosten könnten.

Roger Smith verwebt in diesem Buch wunderbar die verschiedenen Handlungsstränge, bis alle Charaktere, die am Anfang vorgestellt wurden, miteinander verbunden sind: der korrupte weiße Polizist Gatsby, der ehemalige Häftling und jetzt Nachtwächter neben dem Haus der Burns Benny Mongrel, die drogensüchtige Carmen, der schwarze Sonderermittler Zondi aus Johannesburg und schließlich die Burns, sowie verschiedene andere Charaktere. Allerdings geht es bei diesem Zusammentreffen oft sehr blutrünstig zu und ich denke, selbst in Kapstadt dürfte eine gehäufte Zahl an Todesfällen in einer Region auffallen. Ansonsten finde ich den Schauplatz der Handlung gut gewählt und Smith lässt einiges an Wissen über diese Stadt, die Zustände und die Geschichte einfließen, sodass der Ort nicht austauschbar wird und eigene Einflüsse auf die Geschichte hat. Allerdings sind mir die Charaktere teilweise zu brutal und genießen das Töten und Quälen zu sehr, sodass ich an einigen Stellen zusammengezuckt bin. Auf keinen Fall würde dieses Buch als Film sehen wollen. Positiv fand ich wiederum, dass auch die moralischen Aspekte angesprochen wurden, und dass es - anders als in manch anderem Buch - nicht selbstverständlich oder belanglos war, dass Menschen getötet wurden. So distanziert sich Susan Burn von ihrem Mann und auch die Tötungswut von Gatsby hat zur Folge, dass sich ihm ein Sonderermittler an die Fersen heftet.
Alles in allem ist das Buch spannend, besonders für Leser von eher brutaleren Thrillern, denn nach einem leisen, subtilen und komplexen Thriller sucht man hier vergebens. Die Handlung ist geradeheraus und jeder hat mit jedem eine Rechnung offen. Teilweise wird man beim Lesen selbst paranoid, weil man eigentlich keinem trauen kann in diesem Buch. Ich hatte das Buch recht schnell gelesen und fand es auch ziemlich spannend, vor allem ab dem Moment, in dem klar war, wie alle miteinander zusammenhängen und wer hinter wem her ist. Nicht alle erhalten - wie in diesen Büchern  eigentlich so typisch - ihre "gerechte" Strafe, was dieses Buch von anderen aus dem Genre abhebt. Und auch das Ende war für mich eine Überraschung.
Mein Fazit lautet daher, dass sich dieses Buch gut in das Genre der Thriller und Krimis einreiht, ohne es neu zu erfinden, jedoch einige individuelle Ansätze (z.B. den Handlungsort) mitbringt, durch die es sich durchaus von der Masse abhebt. Insgesamt bot es mir ein kurzweiliges und spannendes Lesevergnügen.