Kapstadt - Paradies und Hölle zugleich

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theresia626 Avatar

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Eigentlich wollte der amerikanische Glücksspieler Jack Burn, der sich jetzt John Hill nennt, mit seiner hochschwangeren Frau Susan und seinem vierjährigen Sohn Matt in einem schönen Haus im Reichenviertel Signal Hill in Kapstadt für sechs Monate untertauchen. Doch es kommt alles ganz anderes.

An einem wunderschönen Abend überfallen zwei Drogensüchtige auf der Jagd nach Verwertbarem das Haus der Burns. Benny (Niemand) Mongrel, ein nach 16 Jahren entlassener Gangster, der gegenüber auf seinem Beobachtungsposten eine Baustelle bewacht, hat auch das Haus der Burns im Auge. Er beobachtet, wie zwei Männer die Villa stürmen, jedoch tauchen sie nicht wieder auf. Mit einem früheren Marines hatten die beiden nicht gerechnet und müssen den Überfall mit ihrem Leben bezahlen. Burn entsorgt die Leichen in den Cape Flats ("Die Flats waren der Ort, wohin in den Zeiten der Apartheid jeder, der keine weiße Hautfarbe hatte, entsorgt worden war, ..." S. 24) und gerät dadurch in einen Strudel, aus dem es kein Auftauchen geben kann. Ihm stehen die härtesten Tage seines Lebens bevor. Er hat den ekligen, übel stinkenden weißen Inspector Rudi Barnard, genannt Gatsby, von der Kapstadter Polizei am Hals. Der mordet (er hatte keine Ahnung mehr, wie viele Menschen er umgebracht hatte) als hätte er eine Lizenz zum Töten und auch er hat einen nicht zu verachtenden Gegenspieler, Disaster Zondi, einen Sonderermittler des Innenministeriums, am Hals. Zondi will Gatsby wie auch immer zur Strecke bringen. „Rudi Barnard und Disaster Zondi waren vollkommene Gegensätze. Barnard war fettleibig, Zondi athletisch. Barnard glaubte an die Macht Gottes, Zondi glaubte an die Macht der Gerechtigkeit. Barnard war ein Fresssack, ein Junkfood-Junckie, Zondi war diszipliniert und anspruchsvoll…“ S. 142 Zondi war gekommen, um der Herrschaft von Barnard ein Ende zu machen.  

Opfer werden zu Tätern und Jäger werden zu Gejagten. Spannung erwartet den Leser auf 356 eng beschriebenen Seiten. „Kap der Finsternis“ ist keine Kaffeekränzchenlektüre. Er ist brutal bis an die Schmerzgrenze, schmutzig, abscheulich, actionreich, schnell, fesselnd und sehr gut zu lesen. Anfangs sind noch sehr viele Personen im Spiel und durch die ständig wechselnden Abfolgen, wie in einem spannungsgeladenen Actionfilm, muß man sich die ersten Seiten sehr konzentrieren. Hieran erkennt man, daß Smith Drehbuchautor, Regisseur und Produzent ist. Er versucht mit doch recht ausführlichen Hintergrundinformationen seinen Figuren Leben einzuhauchen. Burn, den hat die Insolvenz eines großen Auftraggebers zu dem gemacht, was er geworden ist, Gatsby begann seine „steile Kariere“ als Mörder im Alter von 13 Jahren,  Zondi, der versucht auf dem geraden Weg zu bleiben, legt aber wie Gatsby Dossiers über seine Vorgesetzten an und Benny, den traf es von allen in seiner Kindheit am härtesten. Er wurde schon als Kind Mitglied einer Gang. Wer überlebt das Gemetzel und gibt es für wenigstens eine geschundene Seele ein Happy-End? Sehr interessant ist auch das Nachwort von Roger Smith. Hier enthüllt er dem Leser die Entstehungsgeschichte von „Kap der Finsternis“. Ich habe die Taschenbuchausgabe gelesen und finde das Cover ausgesprochen gut gelungen. Im Hintergrund liegt Kapstadt bei Nacht und nachts kommen die meisten Jäger aus ihren Löchern, um auf die Jagd nach Beute zu gehen.

„Kap der Finsternis“ ist ein spannungsgeladener Thriller, den ich sehr gerne gelesen habe. Eine beachtliche Leistung und nicht umsonst Platz 1 der KrimiWelt-Bestenliste. Empfehlenswert.