Willkommen in Kapstadt

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kimvi Avatar

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Der Amerikaner Jack Burn ist auf der Flucht vor der Justiz. Gemeinsam mit seiner schwangeren Frau Susan und seinem kleinen Sohn Matt ist er in Kapstadt untergetaucht. Die junge Familie hat sich für sechs Monate ein Haus in einer noblen Wohngegend  der südafrikanischen Metropole gemietet. Abseits der gefährlichen Wohngegenden versuchen sie  unauffällig zu leben und die Zeit bis zu Susans Niederkunft zu überbrücken. Doch eines Abends wird die Familie beim Abendessen brutal von einer südafrikanischen Gang überfallen.  Der Ex-Marine Burn reagiert eiskalt und instinktiv, vor den Augen seiner Familie gelingt es ihm die Gangster zu überwältigen und zu töten. Um nicht ins Visier polizeilicher Ermittlungen zu geraten, muss er nun die Leichen und alle verräterischen Spuren verschwinden lassen.
Er beseitigt die Leichen in den Cape Flats, den Siedlungen der Farbigen. Da hier Kriminalität und gewaltsame Ermordungen die Tagesordnung bestimmen, hofft Burn darauf, dass die toten Gangmitglieder hier kein besonderes Aufsehen erregen. Nachdem er die Leichen entsorgt und  die gemietete Wohnung vom Blut der Gangster gereinigt hat, fällt Burn nach einer ausgiebigen Dusche ins Bett. Am nächsten Morgen fällt ihm entsetzt ein, dass er vergessen hat, den Wagen der Gangster verschwinden zu lassen und so parkt der auffällige rote BMW noch immer in der Nähe des Hauses.

Bald klingelt Inspector Rudi Barnard an seiner Haustür. Er ist ein  weisser, fetter und äusserst korrupter Polizist, der in den Cape Flats berüchtigt ist. Dort nimmt er das Gesetz in die eigenen Hände. Niemand kann ihn stoppen, da er Vorgesetzte erpresst und sich so den Rücken frei hält. Burns Antworten  auf die Frage nach dem roten BMW, stellen ihn nicht zufrieden. Mit dem Instinkt eines Raubtiers ahnt der korrupte Bulle, dass hier etwas nicht stimmt. Nun beginnt ein Katz- und Mausspiel, das dem Leser einen schonungslosen und ungeschminkten Blick in menschliche Abgründe und die Kehrseite der paradiesischen Metropole gewährt.

 

### Meine Meinung ###

 

Schon auf den ersten Seiten dieses Thrillers legt der Autor ein enormes Tempo vor. Zunächst beschreibt Roger Smith einen traumhaft schönen Sonnenuntergang am Meer, den Jack Burn auf seiner Terrasse geniesst. Durch seine Beschreibung vermeint man förmlich, den Wind auf der eigenen Haut zu spüren und selbst im noblen Viertel der südafrikanischen Metropole  zu stehen. Doch dann mischen sich bereits die ersten Missklänge, in Form von wummernden und dröhnenden Gangsta-Rap-Beats, ins Bild.
Beim nun folgenden Abendessen wird die Familie brutal überfallen und die Ereignisse überschlagen sich. Willkommen in Kapstadt!

In diesem Thriller wechseln die Erzählperspektiven häufig, dadurch bekommt man einen genauen Überblick über die verschiedenen Protagonisten, ihre Hintergründe und einen Einblick in ihre Gedankenwelt. Der Schreibstil des Autors ist der jeweiligen Perspektive angepasst. Gerade die Sichtweise des korrupten und skrupellosen Polizisten Barnard, genannt "Gatsby", bedient sich einer sehr derben und teilweise vulgären Sprache. Auch die Protagonisten, die in den Cape Flats beheimatet sind, stehen ihm in dieser Hinsicht in nichts nach. Diese Wortwahl empfand ich allerdings nicht als störend, sondern dadurch wirkten die Figuren lebendig und glaubhaft. Innerhalb der Erzählung verknüpfen sich die Erzählstränge  und verbinden  die Schicksale aller Protagonisten miteinander.

Nicht nur die Schreibweise und die Erzählperspektiven wechseln häufig, sondern auch das Bild der Stadt. Auf der einen Seite präsentiert sie sich als strahlende Schönheit. Sie lockt die Touristen aus aller Welt an, sie zu bewundern. Mit dem nötigen Geld kann man ein luxuriöses Leben vor einer atemberaubenden Kulisse geniessen. Doch auf der anderen Seite kann man ein ganz anderes Bild der Stadt erkennen. Brutale Gewalt, Mord und Totschlag bestimmen hier den Alltag . In diesen Wohngebieten herrschen ganz eigene Gesetze. Prostitution, Vergewaltigungen, Drogenhandel und Bandenrivalitäten scheinen ganz normal zu sein. Für uns unvorstellbar und dieser derart ungeschminkte Einblick macht diesen Thriller so temporeich und abgründig. Die Polizei steht diesem Treiben fast machtlos gegenüber, da Erpressung und Korruption an der Tagesordnung sind. Sonderermittler versuchen die schwarzen Schafe in den eigenen Reihen auszumachen, doch der Kampf ist nicht nur beinahe aussichtslos, sondern äusserst gefährlich.

Mir hat dieser Thriller sehr gut gefallen und deshalb wurde er auch innerhalb kürzester Zeit von mir gelesen. In jeder freien Minute habe ich dieses Buch in der Hand gehalten, da ich mich kaum von der Handlung lösen konnte. Dabei ist sie nicht einmal besonders feinsinnig durchdacht, sondern schlicht und einfach brutal und rücksichtslos. Dieser Thriller ist jedenfalls nichts für schwache Nerven, da er sich einer teilweise sehr derben Sprache bedient und schonungslose Gewalt präsentiert.