Ein Jahr der Veränderungen

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takabayashi Avatar

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In KAPITAL geht es um das Leben mehrerer Anwohner der fiktiven Pepys Road in London, die alle eines Tages die ominöse Nachricht "Wir wollen, was ihr habt" in ihrem Briefkasten finden.
Die Häuser in dieser Straße wurden einst als Arbeitersiedlung gebaut, doch im Zuge der Gentrifizierung haben sich die Häuser, die Preise der Häuser und auch die Zusammensetzung ihrer Bewohner stark verändert.
Wir lernen die älteste Bewohnerin der Straße kennen, die 82jährige Witwe Petunia Howe, die ihr ganzes Leben hier verbracht hat, später dann auch ihre Tochter und den Enkel, einen Künstler, der unter dem Namen Smitty bekannt ist. Nebenan lebt der erfolgreiche Banker Roger Yount, der offensichtlich über seine Verhältnisse lebt - nicht ganz schuldlos daran seine anspruchsvolle und konsumbesessene Gattin Arabella. Der siebzehnjährige Freddy Kamo, ein angehendenr Fußballstar, ist aus dem Senegal nach London gekommen, um hier Karriere zu machen.. Auch er wohnt mit seinem Vater in einem Haus in der Pepys Road, das der Fußballverein für ihn gemietet hat. Dann ist da noch die pakistanische Familie von Ahmed Kamal, der im Haus, in dem er wohnt, einen Convenience Store betreibt. Und es geht auch um die Leute, die in der Pepys Road arbeiten: Matya, das ungarische Kindermädchen der Younts, den polnischen Handwerker Zbigniew und die afrikanische Politesse Quentina, die als Asylantin ihren Job nur auf illegale Weise bekommen konnte.
Wir folgen den Schicksalen dieser Leute für ein Jahr, einige werden ausführlicher behandelt als andere, aber bei allen gibt es einschneidende Veränderungen - am Ende dieses Jahres ist nichts mehr so, wie es vorher war. Und diese Veränderungen sind unter anderem bedingt durch Finanzkrise, Globalisierung, Migration und Terrorismusangst.
Der anfänglich sehr wesentlich erscheinende Handlungsstrang um die "Wir wollen, was ihr habt"-Postkarten erweist sich als weniger zentraler, wenn auch durchaus spannnender, Nebenschauplatz.
John Lanchester bietet einen faszinierenden Querschnitt durch alle Gesellschaftsschichten, ein bewegendes, packendes und humorvolles Kaleidoskop menschlicher Lebensentwürfe und Schicksale. Der fast 700 Seiten umfassende Schmöker unterhält größtenteils hervorragend, ein paar kleine Hänger zwischendurch fallen nicht ins Gewicht.