Kapital

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John Lanchester siedelt seinen Roman "Kapital" in einer einzigen Londoner Straße, der Pepys Road,an. Anhand der verschiedenen Anwohner beschreibt der Autor das Leben während der Finanzkrise in den Jahren 2007 und 2008.
Die Häuser, in denen die Menschen leben, wurden im 19. Jahrhundert für gehobene Angestellte erbaut, dann lebten Anwälte und Ärzte in ihnen. Nun wohnt die Mittelschicht in der Straße.
Älteste Anwohnerin ist Petunia Howe, eine über 80-jährige Witwe, die nie etwas an ihrem Haus renovieren ließ, weil alles gut genug war, so wie es ist. Ihre Tochter Mary kommt Petunia selten besuchen, ebenso selten ihr Enkel Graham, der ein geheimes Leben als Künstler Smitty führt.
Ihr gegenüber wohnt der Banker Roger Yount mit seiner verwöhnten Ehefrau Arabella und seinen Kindern. Roger wartet auf seinen Bonus, um sein teures Leben zu finanzieren.
Familie Kamal betreibt ein Kiosk in der Straße und wohnt über diesem.
Ein weiteres Haus gehört dem Fußballmanager Mickey, der es an einen jungen begnadeten senegalesischen Spieler und dessen Vater vermietet.
John Lanchester beleuchtet aber nicht nur die Menschen, die in der Pepys Road wohnen, sondern auch die, die dort arbeiten; wie z.B. das ungarische Haushaltsmädchen der Younts, Matya, die voller Hoffnung auf ein besseres Leben nach London gezogen ist oder auch der polnische Handwerker Zbigniew Tomaschewski. Und da ist noch Quentina Mkfesu aus Zimbabwe, die aus ihrer Heimat floh und nun als Politesse arbeitet.
Eines Tages bekommen alle Anwohner eine Postkarte mit dem Satz: "Wir wollen, was ihr habt". Es bleibt aber nicht nur bei den Postkarten. Die Anwohner fühlen sich belästigt und schalten die Polizei ein.

Kapital ist eine vielschichtige Gesellschaftsstudie. Opulent, intelligent und lebendig erzählt John Lanchester von verschiedenen Lebensläufen und wie die Krise das Leben des Einzelnen beeinflusst.
Die vielen Charaktere im Roman sind gut umrissen und haben alle eine wichtige Rolle inne. Jeder hat seine Stärken und Schwächen, die aber völlig wertfrei aufgezeigt werden.
"Kapital" hat mich bestens unterhalten und ich werde mir den Autoren sicherlich merken.