London und seine Bewohner

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tsubame Avatar

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Ich bin eigentlich kein großer Fan von Wälzern, die 400 Seiten überschreiten, aber von den 682 Seiten
des neuen Romans von John Lanchester war keine einzige Seite zuviel.
In "Kapital", dessen Titel sowohl für "Geld" als auch für "Hauptstadt" (capital) steht,
begegnet man Bewohnern, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten.
Da ist Roger Yount, 40 Jahre alt, ein Banker und Familienvater, dessen Lebensqualität
und das Wohlwollen seiner Frau von Markennamen, Boni und anderen Annehmlichkeiten abhängt,
"Bogdan",der eigentlich Zbigniew heißt, polnischer Handwerker bei den Younts, der je nach
Laune der Hausherrin, die Wände im Haus neu gestalten muss, Quentina Mkfesi, politischer Flüchtling aus
Zimbabwe, die illegal als Hilfs-Politesse arbeitet und die Falschparker in der Pepys Road mit saftigen
Strafzetteln bedenkt, Freddy Kamo, das afrikanische Fußballtalent, den man für viel Geld aus dem Ausland
eingekauft hat und viele mehr.
Sie alle haben direkt oder indirekt mit der Pepys Rd. zu tun, in der eines Tages ein Unbekannter Postkarten einwirft, auf denen
die Worte stehen "Wir wollen, was ihr habt". Jeder der Protagonisten macht auf den 682 Seiten eine rasante
Entwicklung durch und am Ende ist nichts mehr so wie es einmal war.
Fazit: Ein spannendes und kluges Buch über die Bewohner einer Metropole und gleichzeitig Spiegel unserer
heutigen, schnelllebigen Zeit.
Nie ist es mir bei der Lektüre langweilig geworden und so vergebe ich auch gerne die volle Anzahl an Sternen.