Backfisch in Preußen

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mellie Avatar

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Wieder steht am Beginn des Krimis eine Zeitreise. Allerdings wirkt die Beschreibung etwas gezwungen, vielleicht um zu vermeiden, dass Parallelen zum ersten Band auf Anhieb sichtbar sind. Falls ja, ist das nicht gelungen.
„Karfreitagsmord“ ist ein netter Krimi, nicht sehr aufregend.
Der zu lösende Kriminalfall spielt diesmal in Preußen im ausgehenden 19. Jahrhundert. Die Kommissarin Jo Weber wird zum Backfisch. Sie lebt bei ihrer Großmutter und ihrem Onkel. Die Beschränkungen für Frauen zur damaligen Zeit werden auf die ein oder andere Weise hervorragend durch den Zwang zum Korsett verdeutlicht. Nicht frei atmen, nicht frei bewegen, was gleichzeitig auch auf Meinungsbildung und Meinungsäußerung niederschlägt.
Ihr Kollege kämpft mit der strengen Hierarchie innerhalb des preußischen Polizeiapparates und dem Untertanengeist (von Heinrich Mann hinreichend beschrieben), der sich auf Schritt und Tritt auf die Polizeiarbeit ausübt. Zum Beispiel, dass Mitglieder einer bestimmten Gesellschaftsklasse einfach als unverdächtig gelten. Aber auch Homophobie und Antisemitismus hinterlassen ihre Spuren. Manches scheint etwas überzeichnet (Einweisung Irrenhaus), aber beim Blick auf die weitere historische Entwicklung packt einen schon das Grausen.
Trotzdem und trotz fehlender wissenschaftlicher Hilfsmittel wie ordnungsgemäßer Sicherung der Beweismittel, DNA-Analysen und nur amateurhaften Profiler-Grundlagen gelingt es den Serienkiller zu stoppen.
Trotzdem das Spannungselement bleibt hinter Backfisch-/Familienproblemen etwas gering, eine Figuren verlieren sich etwas im Klischee, deshalb nur eine mittelmäßige Bewertung.