Hat mich gut unterhalten

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pmelittam Avatar

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Lutz Jäger und Jo Weber haben sie von ihrem Tripp ins Mittelalter erholt und der Alltag hat sie wieder eingeholt, da passiert es wieder: Eine skelettierte Leiche, ein Blitz und die beiden sind in einer anderen Zeit, dieses Mal 1898, im deutschen Kaiserreich. Beide stecken erneut im Körper eines ihrer Vorfahren, Jo in dem ihrer 18jährigen adeligen Urgroßmutter, Lutz‘ Vorfahre war glücklicherweise Polizist, denn auch dieses Mal gilt es wieder, den Mord an dem in der Gegenwart gefunden Skelett zu lösen, damit die beiden wieder in ihre Zeit zurück gelangen können.

Der Roman lässt sich flüssig lesen und ist durchaus spannend. Auch dieses Mal wirkt der historische Teil wieder recht authentisch und auch dieses Mal wirken Jo und Lutz wieder eher wie Fremdkörper, vor allem Jo kann sich einfach nicht anpassen, was teilweise etwas nervig ist, wenn sie Dinge lautstark anprangert oder anderes offenbart, das noch kommt, kein Wunder, dass der eine oder andere Zeitgenosse an ihrem Verstand zweifelt. Allerdings ist sie auch in einer schwierigen Rolle gefangen, ein adeliges Fräulein, das vor allem auf die Ehe vorbereitet werden soll, gar nicht so einfach für sie, bei der Aufklärung des Falles zu helfen.

In diesem Band thematisiert die Autorin die größte Problematik ihrer Geschichte selbst, in dem sie Jo die Frage stellen lässt, die sich auch der Leser stellt, nämlich, wie so eine Zeitreise eigentlich funktionieren kann, ein klasse Kunstgriff, der dem Leser direkt auch klar macht, dass er keine Erklärungen erwarten kann. Die Zeitreise ist für den Plot notwendig – und basta! Bea Rauenthal will unterhalten, nicht erklären.

Es gibt, wie im Vorgänger, wieder einiges an Humor. Wenn Jo sich in ein Korsett zwängen muss und als Erklärung dafür, dass die Frauen der damaligen Zeit sich damit abgefunden zu haben scheinen, ihren Körper so zu foltern, das Stockholm-Syndrom heranzieht, dann kann ich mir ein lautes Kichern nicht verkneifen.

Leider ist Jo immer noch sehr zickig – und wirkt auf mich daher eher unsympathisch. Das gleicht Lutz etwas aus, der nicht nur der geselligere Typ ist und auch in der Kaiserzeit schnell Freunde findet sondern der auch anpassungsfähiger ist, auch wenn ihn diese Zeit auf Grund ihrer Restriktionen doch sehr mitnimmt. Manche der anderen Charaktere sind recht interessant geschildert, am besten hat mir hier die gesellschaftskritische Frauenrechtlerin Augusta Meyrink gefallen, ohne die die beiden Ermittler ziemlich aufgeschmissen gewesen wären.

Mich hat auch dieser Band wieder gut unterhalten. Man sollte keinen allzu anspruchsvollen Roman erwarten und auch der historische Hintergrund ist bestenfalls nur angerissen, jedoch ist die Geschichte amüsant und die Bemühungen der beiden, in der fremden Zeit und in den fremden Körpern klar zu kommen, gut erzählt. Schön, um zwischendurch einmal abzuschalten … Ich freue mich schon auf den dritten Band, der noch in diesem Jahr erscheinen soll.