Karfreitagsmord

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dorli Avatar

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Ebersheim. Ein ungewöhnlich schwüler Aprilmorgen. Hauptkommissarin Jo Weber wird auf eine Baustelle im ehemaligen Industriegebiet gerufen, weil ein Bauarbeiter unter ungeklärten Umständen von einem Gerüst gestürzt ist. Noch während Jo sich über die Vorgänge informiert, wird bei Baggerarbeiten ein Skelett gefunden. Jo begibt sich zu dem Fundort und kommt dort fast gleichzeitig mit ihrem gerade eintreffenden Kollegen Lutz Jäger an. In dem Moment passiert es: Ein Blitz schlägt in den hoch aufragenden Baggerarm ein und befördert Jo und Lutz in das Jahr 1898…

Auch im zweiten Teil ihrer Zeitreise-Krimi-Serie schickt Bea Rauenthal ihre beiden Protagonisten in die Vergangenheit, um sie einen Mordfall lösen zu lassen, der bereits viele Jahre zurückliegt. Es gilt, einen Serienkiller dingfest zu machen, der in der Kaiserzeit über viele Jahre sein Unwesen trieb.

Äußerst gut gelungen ist es Bea Rauenthal, die Atmosphäre des späten 19. Jahrhunderts darzustellen. Ich habe mich durchgehend in die prüde, reaktionäre Zeit, in der der gesellschaftliche Status über allen anderen Dingen steht, zurückversetzt gefühlt.

Wie schon in „Dreikönigsmord“ sind es auch hier zunächst einmal die besonderen Umstände und Gegebenheiten der damaligen Zeit, die Jo und Lutz große Probleme machen.
So wird Jo in das „demütige Dasein einer unmündigen 18-jährigen“ gepresst und muss sich von ihrer Großmutter Malfalda bevormunden und maßregeln lassen. Nicht nur die vorherrschenden Moralvorstellungen, auch die Mode wird für Jo zu einem Graus: In ein Korsett gezwängt und mit unbequemen Schuhen ausgestattet, fühlt Jo sich erniedrigt. Irgendwie nachvollziehbar. Dennoch ist es gerade Jos ständiger Kampf mit den für sie widrigen Umständen, der mich immer wieder hat Schmunzeln lassen.
Lutz kann sich, ähnlich wie schon bei dem Ausflug ins Mittelalter, schneller auf die ungewohnte Situation einstellen. Doch als einfacher Kommissar bei der preußischen Kriminalpolizei steht er unter der Knute von Kriminalhauptkommissar Horst Koschatzki.
Koschatzki ist mit Lutz’ lockerem, aufmüpfigem Verhalten und den unüblichen Ermittlungsmethoden gar nicht einverstanden und drangsaliert seinen Untergebenen wo er nur kann.

Es ist einfach herrlich, wie Bea Rauenthal Jos und Lutz' Erlebnisse schildert – eine tolle Mischung aus Historie, Krimi und einer großzügigen Portion Humor macht dieses Buch zu einem großartigen Lesevergnügen.