Erbsensuppe mit Speck

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bavaria123 Avatar

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Es mussten ein paar Tage vergehen, zwischen der letzten gelesenen Seite des Buches und meiner Rezension. Warum? Weil mich "Kastanienjahre" absolut in den Bann gezogen hat und ich die Gründe dafür musste ich erst einmal reflektieren.

Da ist zunächst das Äußere. Das Cover entführt gedanklich gleich in die 60er Jahre. Das kann ich durchaus so sagen, denn ich bin ein Kind der 60er.
Wenn man den Buchdeckel dann aufschlägt kann man den schön gestalteten Vorsatz anschauen. Es ist eine bildliche Darstellung des Spielortes Peleroich, die mir sehr gefällt.

Etwas, das ich auch besonders mag, ist eine Auflistung der vorkommenden Personen. Und ich habe das eine oder andere Mal auf diese Aufstellung zurück geblättert.

Die Geschichte der Elise Petersen hat mich interessiert. Ich bin in Westdeutschland geboren und aufgewachsen, da ist es spannend zu erfahren, wie es zur selben Zeit in dem Osten des Landes zugegangen ist.

Die Autorin schreibt in verschiedenen Zeitebenen, im Prinzip von 1950 bis 2018. Das ist sehr gute gelungen, zumal bei jedem Kapitel steht, in welches Jahr und in welchen Ort man lesend reist.
Auch der Schreibstil von Anja Baumheier gefällt mir ausgesprochen gut. Er ist bildhaft und doch klar, kraftvoll und dabei berührend. Da lässt es sich flüssig und angenehm lesen.

Die Charaktere sind jeweils mit viel Profil und Kontur gezeichnet. Manche wachsen einem sofort ans Herz, wie Elise oder auch Isolde, andere wirken abstoßend, wie der Bürgermeister Ludwig Lehmann. Aber auch er ist nicht überzeichnet, sondern überzeugend dargestellt.
Das Dorf Peleroich an der Mecklenburgischen Küste ist so beschrieben, dass ich es auf der Landkarte gesucht - aber nicht gefunden - habe.
Und der Duft von Bratkartoffeln und Erbsensuppe mit Speck steigt einem beim Lesen direkt in die Nase.

Die Geschichte finde ich wunderbar verfasst. Sie hat alles, was ich in einem guten Roman gern vorfinde. Da sind Gefühle, schöne und schlimme, Spannung, zeitgeschichtliches, Liebe, Freundschaft. Es ist eine ganz lebendige Erzählung, die in mir noch nachhallt.

Ich kann das Buch mit allen 5 Sternen gern weiter empfehlen und werde nun das erste Buch der Autorin " Kranichland" auf jeden Fall auch lesen.