Kannst du kein Stern am Himmel sein, sei eine Lampe im Haus

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heidi59 Avatar

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1953 in Peleroich

Im kleinen verschlafenen mecklenburgischen Dorf Peleroich an der Ostseeküste ticken die Uhren noch anders . Hier ist man unter sich , jeder kennt seinen Nachbarn und die weite Welt , die spielt in Peleroich keine große Rolle . Wer was erleben will , der geht abends in den Kastanienhof, auf ein Bier und Friedrichs berühmte Bratkartoffeln.
Hier beginnt auch in den 50er Jahren die Liebesgeschichte von Karl und Christa . Das junge Paar erlebt den Wandel von Peleroich hautnah . Als der Bürgermeister aus Peleroich ein sozialistisches Vorzeigedorf machen will , verliert Karl seine Arbeit als Förster , weil der Wald nicht mehr zugänglich ist und zum Grenzgebiet erklärt wurde . Das Leben der Dorfbewohner wird nach und nach immer mehr von strengen Vorschriften bestimmt und keiner hat ein Recht auf Mitbestimmung .
Aber erst mit der Geburt ihrer Tochter Elise , wird Karl und Christa so richtig klar das ihre Freiheit in jeder Form eingeengt ist und sie ihre Familie gegen diese einschneidenden Veränderungen schützen müssen .

Peleroich in den 60er Jahren

Elise wächst in den 60er Jahren als Tochter von Karl und Christa in Peleroich auf und lernt Henning und Jakob kennen. Henning ist ihr Fels in der Brandung , sie kennt ihn seit ihr Kindheit, auf ihn kann sie sich verlassen .Ganz anders Jakob , der freiheitsliebende Künstler und Frauenschwarm , der ohne seine Mutter beim Großvater aufwuchs.
Beide werden für Elise die großen Lieben ihres Lebens, doch sie kann sich nicht wirklich für einen von ihnen entscheiden . Fast scheint es als ob das Schicksal selbst die Entscheidung in die Hand nimmt , als Jakob eines Tages plötzlich spurlos verschwindet.

2018

Für Elise ist ein Traum in Erfüllung gegangen als sie vor über 20 Jahren in Paris ihre Boutique eröffnet und eine neue Heimat gefunden hat . Es war schon immer ihr Wunsch, in der Stadt an der Seine , leben und arbeiten zu dürfen .
Als Elise nach vielen Jahren ein dramatischer Brief von einem Unbekannten aus ihrer alten Heimat Peleroich erreicht , fährt sie kurzentschlossen mit ihrer Freundin in ihre ehemalige Heimat.
Nach über 20 Jahren erinnert nicht mehr viel an das ehemalige Vorzeigedorf , das schon länger dem Verfall preisgegeben ist .
nichts mehr so , wie es einmal war .
Doch mit jedem weiteren Schritt auf dem Dorfplatz, taucht Elise tiefer ein in ihre eigene Vergangenheit und in die bewegende Geschichte von Peleroich und seinen Bewohnern.
Alles beginnt auf dem Dorfplatz , unter mit der einst so stolzen und großen Kastanie , wo ihre Eltern sich kurz nach Gründung der DDR kennenlernten …


Auf zwei Zeitebenen erzählen die Protagonisten ihre Geschichte vom kleinen Dorf Peleroich , vom Mauerbau , dem Zusammenhalt der Bewohner, von Freud und Leid und dem Verzicht zugunsten des sozialistischen Staates , bis hin zum Mauerfall und den vielen , unerfüllten Hoffnungen eines ganzen Dorfes.

Anja Baumheier nimmt uns in ihrem neuen Roman "Kastanienjahre" mit ins malerische Dorf Peleroich, an der mecklenburgischen Ostseeküste und erzählt von dem Schicksal der Bewohner , zwischen Gründung der DDR ,dem Mauerbau und der Nachwendezeit , bis hin ins Jahr 2018.
Wie schon in dem tollen Vorgänger "Kranichland" , bekommt der Leser hier einen tiefen Einblick in die Geschehnisse und Bräuche ,die jedem , der nicht aus der ehemaligen DDR stammt, so nicht bekannt gewesen sind .
Leider hat mich die Geschichte von Peleroich , in "Kastanienjahre" , nicht ganz so sehr berührt und begeistert , wie der Vorgänger "Kranichland" . Mir fehlte ein wenig die Wärme und auch die Emotionen, die Kranichland für mich zu einem Wohlfühlbuch gemacht hatten .
Aber das kann auch daran liegen , das ich mir vom Klappentext ausgehend, vielleicht zu viel von der Geschichte erhofft habe .
Nichtsdestotrotz lässt sich die Geschichte gut lesen und hat mich gut unterhalten.

Von mir gibt's für Kastanienjahre
4 Sterne
sowie eine Leseempfehlung für alle historisch interessierten Leser




@heidi_59



Ich bedanke mich ganz herzlich bei Vorablesen.de und beim Rohwolt für das schöne Rezensionsexemplar