Katz und Mord

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Irgendjemand will den Bewohnern in Bontkirchen Übles. Erst Frau Steinmetz , eine passionierte Pilzsammlerin, die an einer Knollenblätterpilzvergiftung stirbt und nun auch noch der alleinstehende Herr Gruber, der durch einen Schuss das Zeitliche segnete. Im Gegensatz zu der gerngesehenen Frau Steinmetz, war Gruber kein sehr umgänglicher Dorfbewohner, hat er sich doch zunehmend Feinde dadurch gemacht, dass er alles und jeden wegen der geringsten Verstöße angezeigt hat. Hauptkommissar Thorsten Seidel macht sich also zum zweiten Mal innerhalb von vier Wochen auf den Weg in das kleine Kaff im Sauerland. Eigentlich wäre das ja sein freies Wochenende gewesen, aber der diensthabende Ermittler ist krank, und seine Kollegin Anne wähnt Thorsten in ihrem wohlverdienten Urlaub auf Mauritius. Diese jedoch joggt sich gerade den Frust aus der Seele, hat sie doch ihr Freund vier Tage vor dem geplanten Traumurlaub sitzen lassen. Gerne würde sie ihrer Urlaubstage auch sausen lassen und sich voll in die Ermittlungen stürzen, doch leider hat sie sich bei ihrem Gewaltlauf einen verstauchten Knöchel zugezogen und wird von ihrem Chef dazu verdonnert sich erst einmal auszuruhen. Doch Anne ist sehr stur und deshalb beschließt sie, ohne ihren Partner Thorsten Seidel zu informieren, in Bontkirchen „Urlaub“ zu machen, um inkognito näheres über die mysteriösen Umstände vom Ableben der Frau Steinmetz herauszufinden. Denn dass diese sich selbst mit dem giftigen Pilz umgebracht haben soll, kann sie nicht glauben.

Ein gelungenes Debüt einer jungen Autorin, die über einen angenehm flüssigen und klaren Schreibstil verfügt. Die Charaktere sind gut getroffen, wobei die Nebendarsteller ein wenig stereotyp sind, aber das liegt sicherlich auch an diesem Genre, da ist der Chef meistens ein übler Choleriker, der ebenbürtige Kollege ein arroganter Schnösel und der ermittelnde Staatsanwalt ein übler Karrierist. Die Dorfbevölkerung entspricht ebenfalls den gängigen Klischees, da gibt es neben einer Kräuterhexe, eine Klatschbase und ein bisschen zu viel an orientierungsloser Jugend. Die beiden Hauptakteure hingegen sind sehr modern charakterisiert. Eine getäuschte junge Frau und ein Ermittler der Beruf und Familie versucht unter einen Hut zu bekommen. Das gelingt der Autorin sehr glaubhaft und realitätsnah. Besonders aufgefallen ist mir, dass bestimmte Floskeln, die in Krimis im Allgemeinen immer mal wieder auftauchen, bewusst vermieden werden. Ein Beispiel ist die Antwort des Kommissars auf die Empörung eines Verdächtigen warum dieser ein Alibi für die Tatzeit beibringen muss: „In meinem Beruf darf man nur glauben, was sich beweisen lässt.“ Das fand ich eine gelungene Abwechslung zum lapidaren: „Alles nur Routine.“ Auch wenn mir schon nach kurzer Zeit des Lesens ein Verdächtiger besonders auffiel, war mir die Motivation des Täters lange unklar. Geschickt versteht es die Autorin den Leser abzulenken und dabei trotzdem die Spannung zu halten, der schlussendlich in einem Showdown endet.
Ein kurzweiliger schnörkeloser Regionalkrimi mit kleinen Spannungsbögen, einer interessanten Story und vielen Hinweisen auf die Besonderheiten dieses Landstriches und seiner Bewohner.