Nichts für mich

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aennie Avatar

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Nein, das war kein gutes Buch. Das war nicht spannend, das war nicht witzig, das war einfach egal oder schlimmeres. Aber der Reihe nach.
Zum Inhalt:
In einer 500-Seelen-Gemeinde im beschaulichen Sauerland, irgendwo in der Nähe von Brilon, stirbt innerhalb einer kurzen Zeitspanne, die zweite Person unter unklaren Umständen. Die erfahrene Pilzsammlerin Luise Steinmetz stirbt ausgerechnet an einer Vergiftung durch den grünen Knollenblätterpilz und der querulierende Jagdgegner Jürgen Gruber wird mit einem Jagdgewehr erschossen. Zur Ermittlung wird die Kriminalpolizei Dortmund hinzugezogen. Leiter der Untersuchung ist Hauptkommissar Thorsten Seidel, und auf eigene Faust und ohne Genehmigung seine Kollegin Anne Kirsch. Beide gehen unterschiedlich an den Fall – oder die Fälle – heran. Und dann sumpft es recht lange in der Belanglosigkeit herum, es fehlt nichts, was man an Klischee über die Dorfidylle hat ausgraben können (versnobtes Anwalts-Steuerberaterpaar, Kräuterhexe, skatkloppende Omas, kiffende Kids an der Bushaltestelle, der prügelnde Ehemann, die „heiße“ Kellnerin, der sympathische Single-Lehrer, Schützenverein, Jagdgesellschaft, offene Haustür, ….) und dann irgendwann ist es vorbei.
Fazit:
Ich vergleiche es einmal mit einem anderen, in meinen Augen, geglückten Experiment von leichtem Krimi mit ländlichem Flair und ziehe das als Einordnung und Bewertung heran. Es ist so ein bißchen (gedacht?) wie Mord mit Aussicht, wenn man alles wegnimmt, was diese Serie ausmacht, nämlich die fantastisch gezeichneten Charaktere. Und das was übrig bleibt, ist eben einfach zu wenig. Ein Plot, der keine Spannung aufweist, ein wenig origineller Fall, der alleine nicht trägt. Manchmal wird es etwas besser. Das ist immer dann der Fall, wenn es nicht um das Innen- oder Außenleben der Protagonisten geht, wenn es nicht um „Lokalkolorit“ in Form von Kittelschürzen oder Revierderbys geht (das war leider alles nicht witzig, nicht originell – ich komme nicht aus dem Sauerland. Ich komme aber auch nicht aus der Eifel, über die Hengascher kann ich aber trotzdem schmunzeln), sondern um nüchterne Berichterstattung. Immer wenn nur Polizisten im Raum waren und man sich nur über Fakten unterhalten hat, hab ich gedacht, ach, jetzt ist es doch gar nicht so schlecht. Aber der nächste Dialog kommt bestimmt. Ich habe auch gar nichts gegen Zeitsprünge. Aber das wilde Hin- und Hergespringe am Ende des Buches hat einfach nur genervt. Das hätte man auch eleganter lösen können, z.B. durch Abschnitte in ein und demselben Kapitel. Aber erst Handlung weiterlaufen lassen, neues Kapitel, andere Person, halber Tag zurück, irgendwie mühselig. Die Story: nicht gut. Die Dialoge: wirklich nicht gut. Der Regional-Charme: wirklich wirklich nicht gut.

Regionalkrimi kann auch ganz ganz anders sein. Ich verweise auf die beiden Brandenburg-Krimis von Maxim Leo, das ist auch ein neuer Versuch, aber ein geglückter. Ernsthaft, spannend, mit gut herausgearbeiteten regionalen Ecken und Kanten der Landschaft und der Personen - das fehlt hier in meinen Augen leider völlig.

Wenn die Autorin sich hier wirklich einen Traum erfüllt hat, in Ordnung. Sollte ein zweiter Versuch gewünscht sein: ich finde, den darf man machen, man darf aber auch aus Fehlern lernen.
Es ist ein Erstling, das E-Book wird im Verkauf nur 99 Cent kosten, wer das probieren möchte, kann es sicher tun, es tut nicht weh. Aber eine Lesempfehlung gibt es von mir dafür nicht.