Von Kiffern und Katzen

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boris g. Avatar

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Anne Kirsch ist in einer veritablen Krise. Von Freund Stefan wegen einer anderen verlassen, der Liebesurlaub geplatzt, die Mutter fest von einer bevorstehenden Hochzeit überzeugt, der Knöchel und das Ego verletzt - als in einem gemütlichen Sauerlanddorf die Leiche eines erschossenen Rentners entdeckt wird, kommt dieser Fall der vom Schicksal gebeutelten Kommissarin sehr gelegen. Auf eigene Faust ermittelt sie - und kommt dabei selbst in Gefahr.
Die Umschlagillustration und der Titel passen. Sofort weiß man als Leser, man lässt sich auf ein harmloses, provinzielles, wenig beunruhigendes Krimiabenteuer ein.
Für einen Erstling ist die Sprache überraschend gut. Die Autorin kann schreiben. Sie versteht etwas von Semantik und Satzaufbau, sie kann mit Adjektiven und direkten Reden umgehen. Das ist mehr, als viele andere zu bieten haben. Die Dramaturgie stimmt auch, bis auf den Zeitsprung zwischen Kapitel 10 und 11, hier hätte sich die Autorin etwas Spannenderes einfallen lassen können, als einfach umkommentiert in der Zeit zurückzugehen, um die Parallelhandlung zu erzählen.
Weniger befriedigend ist der Inhalt: Sowohl beim Krimiplot als auch bei der Entwicklung der Figuren spürt man doch die mangelnde Routine. Anne und ihr Freund und Kollege Thorsten bleiben seltsam beliebig und farblos. Die Krimihandlung birgt wenig Überraschendes, als geübter Leser weiß man auch bald, wer - die Freundlichste, Unverdächtigste - die Mörderin ist. Sonst taucht im Sauerlandkrimi viel Klischeehaftes auf: Die zugedrehten Dorfjungen, die neugierige Nachbarin, die sexy Wirtin - alles Stereotypen, die sattsam bekannt sind.
Zusammenfassend: Eine talentierte Autorin, der man einige dramaturgische Schwächen verzeiht, deren nächstes Buch aber etwas weniger platt sein sollte!