Zwischen Spannung und Schwachstellen

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nathi_taiwan Avatar

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Das Cover von Band vier "Der Verrat" der Fantasy-Reihe um die Elfe Sophie Foster verspricht - wie die Bände zuvor - wieder aufregende Abenteuer, Gefahren und Hindernisse, die es für Sophie und ihre Freunde zu überwinden gilt.

Nach dem sehr fesselnden Ende vom dritten Band, setzt die Handlung in Band vier nahtlos an: Denn (Spoiler!) Sophie und ihre Freunde haben sich der Geheimorganisation Black Swan angeschlossen und leben fortan in deren Geheimversteck. Dort lernen sie, ihre Fähigkeiten weiter zu meistern und schmieden Pläne, wie sie einen Krieg zwischen Elfen und Ogern verhindern können.

Wie bereits aus den letzten Bänden gewohnt, verlaufen parallel zur Haupthandlung viele weitere Nebenplots. Diese bereichern einerseits die Geschichte, da sie die von Shannon Messenger erschaffene Welt vielschichtiger wirken und die Unfehlbarkeit der Elfen erzittern lassen. Andererseits führen die Nebenplots dazu, dass die Haupthandlung kaum vorwärts kommt und man sich - trotz des Spannungsfaktors - in all den Nebensächlichkeiten ein wenig verliert. Alles geschieht immer Schlag auf Schlag, weder der Gruppe noch mir als Leserin wird überhaupt eine Atempause gegönnt, denn schon ist man in der nächsten Action-Szene. Dies ist der Stil der Autorin, dennoch habe ich mir des Öfteren gewünscht, dass es mehr ruhige Phasen gibt, in denen die Figuren Zeit haben, sich weiterzuentwickeln.

Was die Charakterentwicklungen betrifft, so ist spätestens seit diesem Band Keefe meine unangefochtene Lieblingsfigur - alle anderen Figuren in diesem Band schwanken jedoch zwischen Farblosigkeit und fehlender Tiefe.

Während Keefe im zweiten Band noch der hübsche Tunichtgut und Scherzkeks war, so ist er inzwischen der vielschichtigste der Gruppe, der mit verschiedenen Lasten zu kämpfen hat. Außerdem ist er die einzige Figur, mit der Sophie eine echte Verbindung hat, die auf Unterstützung und einem Miteinander aufbaut.
Dex, der im zweiten und dritten Teil schmerzlich vernachlässigt wurde, tritt hier im vierten Band wieder mehr in Erscheinung; seine Auftritte beschränken sich jedoch meist auf die Szenen, in denen seine Technopathen-Fähigkeiten gebraucht werden, was sehr schade ist.
Biana bleibt leider nach wie vor nur eine "hübsche Nebenfigur", sie hatte leider überhaupt keinen Einfluss auf die Handlung und hätte genau so gut fehlen können.
Was Fitz betrifft, so bin ich weiterhin skeptisch. Sophies Schwärmerei für ihn ist verständlich, immerhin ist er ein wenig älter, intelligent und attraktiv und, am wichtigsten: er war es, der sie in die Elfenwelt gebracht hat und eine telepathische Verbindung mit ihr hat. Nichtsdestotrotz gab es keine einzige Szene in diesem Band, welche aufzeigt, dass sie sich Fitz so anvertraut wie sie es Keefe gegenüber tut.
Sophie selbst bleibt nach wie vor viel zu stark, zu intelligent, zu perfekt, was wohl die größte Schwäche dieser Reihe ist. Die Schwächeanfälle aus Band 2, die wie ein Gegenpol zu ihrer sonstigen "Perfektion" wirkten, hatten sie interessanter gemacht. Ihre Geheimniskrämerei und ihre Alleingänge stören mich sehr, da sie auch die Freundschaft innerhalb der Gruppe (zurecht) in Frage stellen.

Wie auch zuvor bei Band 2 und 3 schwanke ich zwischen "Spannend, muss ich unbedingt weiterlesen!" und einer Resignation, was die fehlenden Charakterentwicklungen und "Miss Sophie Perfect" betrifft.

3,5 Sterne.