Briefe an den lieben Gott.

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maulwurf123 Avatar

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"Kein guter Mann" ist das neuste Buch von Autor Andreas Izquierdo. Im Dumont-Buchverlag ist es mit 400 Seiten als gebundenes Hardcover erschienen. Das Coverbild passt super zum Inhalt und zeigt den Protagonisten Walter. Er ist Postbote und ein ziemliches Ekelpaket. Mit knapp sechzig wird er schließlich in die Abteilung für unzustellbare Briefe strafversetzt: in die Christkindfiliale der Post in Engelskirchen. Natürlich ist niemand schlechter für den Job geeignet als er. Eines Tages erreicht ihn ein Schreiben an den lieben Gott. Es stammt vom zehnjährigen Ben. Er will weder Handy noch Playstation, sondern nur wissen, wie man einen Klempner ruft. Walter antwortet vage und bekommt einen zweiten Brief, in dem Ben den lieben Gott ganz schön zusammenfaltet: Warum hilft er ihm nicht? Walter beginnt einen Briefwechsel mit Ben – selbstverständlich als Gott. Er erfährt immer mehr über das Leben des Jungen, der allein mit seiner depressiven Mutter lebt. Mehr als alles andere wünscht Ben sich einen Freund. Unterdessen naht Weihnachten, und Walter ist mit seinem eigenen Familiendrama beschäftigt: Die Beziehungen zu seinen Kindern sind kompliziert, geschieden ist er lange schon, und da ist diese schwere Schuld aus seiner Vergangenheit, die ihm einfach keine Ruhe lässt. Vielleicht kann Walter ja Ben helfen – und Ben Walter?

Der Schreibstil des Autors ist von Beginn an unterhaltsam, leichtfüßig und mitreißend. So macht man gleich auf den ersten Seiten die Bekanntschaft mit dem griesgrämigen Protagonisten. Fast komödiantisch wird eine Fehde mit einem seiner Kunden erzählt. An Walters Art ändert sich in der ersten Hälfte des Buchs recht wenig. Das Versetzen in die Christkindfiliale macht ihn nicht gerade froh. Das Kennenlernen des Jungen Ben, der Briefe an den lieben Gott verfasst, reist den alten Griesgram dann doch noch aus seiner pessimistischen Welt. Der Briefwechsel der beiden ist unterhaltsam und zeigt ganz neue Seiten von Walter auf. Zeitgleich erzählt der Autor in Rückblenden die Vergangenheit Walters auf. Hier erfährt man als Leser immer mehr der Gründe, weshalb der Protagonist zu einem chronischen Pessimisten wurde.

Die Geschichte hat definitiv Tiefgang und ist zugleich unterhaltsam. Das Ende hat mich leider noch mit einigen Fragen zurückgelassen, weshalb ich vier Sterne vergebe.