Emotional, traurig, berührend

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magdas_buecherwelt Avatar

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Kein guter Mann ist das erste Buch, das ich von Andreas Izquierdo gelesen habe, aber ganz sicher nicht das letzte. Das Cover und die gesamte Aufmachung des knapp 400 Seiten starken Romans sind mir auf Anhieb sehr positiv aufgefallen.
Walter ist Postbote, er steht kurz vor der Rente und wird nach der Eskalation des Streits mit einem Kunden in die Christkind-Postfiliale in Engelskirchen versetzt. Die Wünsche der Kinder nach Playstations und Handys findet er ungeheuerlich, doch eines Tages öffnet er einen Brief, den der 10jährige Ben an den lieben Gott geschrieben hat. Er beantwortet den Brief und gibt sich als Gott aus. Bald schreiben sich die beiden täglich. Ben ist ein unglücklicher Junge, und Walter gibt sich große Mühe, das Leben des Zehnjährigen schöner zu machen.
Walters Geschichte, die in Form von Rückblenden erzählt wird, hat mich noch mehr berührt als die von Ben. An welcher Stelle ist Walters Leben aus den Fugen geraten, und welche seiner Entscheidungen hat dazu geführt, dass er zu einem einsamen und unglücklichen Menschen geworden ist? War es die nicht genutzte Telefonnummer des Trainers, die Begegnung in Juist mit Barbara und Rudolf oder Nicoles Anruf in der Sturmnacht? Wie wäre sein Leben verlaufen, wenn er den Trainer angerufen hätte oder wenn er Barbara nicht kennengelernt hätte?
Eigentlich hätte das Buch „Ein guter Mann“ ohne „k“ heißen müssen, da Walter die Entscheidungen, die sein Leben bestimmt haben, getroffen hat, weil er ein guter, hilfsbereiter und empathischer Mensch ist.
Der Roman hat mich sehr berührt, er wird mir noch lange im Gedächtnis bleiben. Der Schreibstil ist flüssig und angenehm lesbar. Das Ende ist perfekt, auch wenn ich mir anderes Ende gewünscht hätte. Von mir eine große Leseempfehlung an alle, die tiefgründige und anspruchsvolle Bücher lieben.