Grinch mit Red Flags

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lili_an Avatar

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An sich erzählt das Buch eine echt herzige, mitnehmende Geschichte - bei näherer Reflektion allerdings mit ein paar "red flags", die mir persönlich etwas den Lesespaß genommen haben.

Mit Walter & Ben schafft Andreas Izquierdo ein humoristisches Charakter-Paar, das er auch sehr lebendig schreibt. Auch der Aufbau des Buches gefällt mir recht gut- man lernt nach und nach den grummeligen Walter in der Gegenwart kennen, erlebt mit wie er mit Ben einen Zugang zu seinem doch ganz weichen Herz findet und nach und nach lernt man aus Rückblenden, warum Walter so geworden ist, wie er ist.
Ben steht schon als 10jähriger vor enormen Herausforderungen, mit denen der sich hilfesuchend an Gott wendet. Und Walter antwortet ihm per Brieffreund als "Gott", versucht ihm zu helfen und den Kleinen aufzubauen.
Beiden Charakteren hat das Leben übel mitgespielt.
Soweit entwickelt sich die Geschichte echt gut!

Leider gibt Walter dem Kleinen bei seinen "Tips von Gott" mitunter auch recht fragwürdige Ratschläge. In seinem ganzen "Lieber-Gott-Walter"-Dasein fokussiert sich Walter stark darauf, Ben unter die Arme greifen zu wollen. Dabei kommt auch seine eigene schwere Vergangenheit mit seiner eigenen Familie auf - dieser widmet sich Walter aber eher mit wehmütigen Erinnerungen und gegrummel, anstatt zu versuchen erwachsen und konstruktiv an der Situation zu arbeiten. Die Aktionen, die Walter unternimmt, um mit seiner Familie zu interagieren, sind mitunter auch recht fragwürdig.
Im Ende wartet Walter darauf von Anderen "von seinen Sünden freigesprochen zu werden", wobei dieses Los nicht den Beteiligten zukommt sondern ausgerechnet dem Kleinen Ben.

Alles in Allem ein gut geschriebenes Buch mit lebendigen Charakteren. Jedoch konnte ich mich nicht mit dem Verhalten von Walter anfreunden und diverse "red flags" trüben diese Geschichte für mich leider doch sehr.