Ist nicht meine Schuld

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Kein guter Mann, Roman von Andreas Izquierdo, EBook erschienen im Dumont Buchverlag
Ein Mann der aus Versehen Gott spielt.
Ausgelöst hat die Sache mit Leyendecker, den Ablauf der Verwicklungen. Walter ist ein Postbote, ein Mann kurz vor dem 60. Lebensjahr, ein Eigenbrötler und sehr streitbar, denn das Leben war nicht immer gut zu ihm. Nachdem er sich ausführliche Differenzen mit diesem Kunden der Post liefert, wird er in die Weihnachtspostabteilung strafversetzt. Dort erhält er eines Tages den Brief des zehnjährigen Ben, der sich Hilfe von Gott verspricht. Walter beginnt einen Briefwechsel mit dem Jungen und versucht zu helfen.
Es ist ein Vergnügen dieses Buch zu lesen, in zwei Erzählebenen über 67 Kapitel, erzählt Izquierdo unterhaltsam, flüssig, mit Situationskomik und im auktorialen Erzählstil. Die munteren Dialoge, die in frischer und frecher Sprache gehalten sind haben mich nur so durchs Buch fliegen lassen, verschiedene Schriftarten in Briefen, einem Email-Verkehr, eine Botschaft auf einem Lottoschein heben sich vom Fließtext ab und beleben das Schriftbild.
Dieses Buch ist mir direkt ans Herz gegangen, hat mich zutiefst berührt. So schön, anfangs einfach nur lustig, doch zusehends immer emotionaler und trauriger. Je weiter die Geschichte erzählt wird, erfährt der Leser, in Rückblicken, wie es Walter ergangen ist. Sein Leben begann vielversprechend, selbst nach dem frühen Tod der Mutter hat er viel Glück erlebt. Doch plötzlich wendete sich sein Schicksal und ohne, dass Walter daran Schuld hatte, oder etwas daran ändern konnte, hat es sich ins Gegenteil verkehrt. Der kauzige ältere Herr versucht zu helfen, doch das Leben mit seinen Ungerechtigkeiten holt ihn wieder ein. Ich habe Walter liebgewonnen und so sehr bedauert.
Es geht hier um Vorurteile um die Verbreitung von Gerüchten, vor allem im Internet. Üble Nachrede gegen die man sich nicht wehren kann, Neid und Liebe die zerbricht wenn man das Vertrauen verliert. Oberflächlichkeit und fehlendes Einfühlungsvermögen. Dieser Roman ist viel mehr als eine Geschichte über einen verbitterten älteren Herrn.
Meine Lieblingsperson natürlich Walter, ich wünschte ich könnte ihn persönlich kennenlernen. Allzeit ehrlich und aufrecht und doch missverstanden, auch Ben der sich in seiner schweren Lage vertrauensvoll an Gott wendet, habe ich liebgewonnen. Diese Geschichte würde ich gerne als Weihnachtsfilm sehen, Parallelen zu Ove sind vorhanden.
Gerne hätte ich am Ende gesehen, wie Walter Gerechtigkeit widerfahren wäre. Wer den Roman „Ein Mann namens Ove“ genossen hat wird dieses Buch lieben, eine Leseempfehlung von mir und volle Punktzahl 5 Sterne.