(K)ein guter Mann? Auf jeden Fall ein gutes Buch!

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justm. Avatar

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Walter ist Briefträger mit Herz und Seele. Auch wenn Viele ihm ersteres eher absprechen wollen würden, denn Walter kann schon ein wenig pedantisch und miesepetrig auf Andere wirken, und macht sich so sein Leben vielleicht manchmal selbst ein wenig schwerer, als es sein müßte.
Als er im Postamt fürs Christkind landet, kommt ihm ein Brief an den lieben Gott in die Finger. Und entgegen aller Anweisungen, und seiner eigenen Art, antwortet er dem Schreiber: Ben – ein 10-jähriger dessen Leben alles andere, als leicht ist.

Man muß schon ein Auge zudrücken, um darüber hinwegzusehen, wie eigenwillig, ja, eigentlich schon merkwürdig die Buch-Prämisse ist, daß ein alter Mann einem kleinen Jungen helfen möchte und dabei zu merkwürdigen bis grenzwertigen Mitteln (wie zum Beispiel vorm Haus herumlungern und in die Fenster schielen) greift. Gerade weil man bei dieser Personen-Konstellation oftmals andere, böswilligere, Assoziationen hat.

Wenn man jedoch besagtes Auge zudrückt, dann erwartet einen eine Geschichte, die so ungewöhnlich ist, daß man sie selbst gelesen haben sollte.
Nicht nur weil Walter eigentlich jemand ist, dessen Handeln oftmals absolut nachvollziehbar ist (wie gesagt: Buch-Prämisse außen vor gelassen), sondern auch weil im Laufe des Buches durch Rückblenden erzählt und erklärt wird, warum Walter ist, wie er nun mal ist. Und der Buch-Titel vielleicht gar nicht so passend ist.

Dazu kommt, daß es gerade zum Ende des Buches hin zwei Momente gab, die mich so sehr überraschten, daß ich mir beim Lesen ein leises Fluchen nicht verkneifen konnte – und das ist eine gute Sache, da es mittlerweile nur noch wenige Bücher schaffen mich mit ihren Wendungen tatsächlich zu erstaunen.

Was dieses Buch außerdem geschafft hat, war mich zu Tränen zu rühren: gerade der Email-Verkehr (ja, selbst der alte Postler Walter ist irgendwann auf dieses neumodische Medium umgestiegen) zwischen Walter und Ben war so herzergreifend, daß ich nur noch zum Taschentuch greifen konnte.

Nur das Ende... Das war... Vermutlich hätte es nicht anders kommen können, aber dennoch, blieb ich ein wenig „unbefriedigt“ zurück.

Letzten Endes aber ist „Kein guter Mann“ eine (richtig gute) Geschichte über das Leben, die Liebe, Familie, Lügen und Wahrheiten, und daß all das sehr oft, sehr nah beieinander liegt, und oftmals auch einfach nur eine Frage der Perspektive ist.

Ein wirklich tolles Buch, das von mir 4,5 Sterne bekommt!