Mit viel Herz und Humor erzählte Geschichte 

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monika85 Avatar

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Im Mittelpunkt des neuen Romans "Kein guter Mann" von Andreas Izquierdo steht der Postbote Walter. Er ist fast sechzig und lebt nach seiner Scheidung allein in einem alten Fachwerkhaus im Bergischen Land, Freundschaften pflegt er keine. Zu seiner Exfrau Barbara und Sohn Christian hat er keinen Kontakt mehr, lediglich seine Tochter Sandra besucht ihn manchmal. Ein Streit mit Herrn Leyendecker, einem Bewohner seines Zustellbezirks, eskaliert derart, dass seine Vorgesetzte Sabine ihn in den Vorruhestand schicken möchte. Walter wehrt sich dagegen, und so wird er in die Christkindfiliale nach Engelskirchen versetzt, wo er die eingehende Post von Kindern beantworten soll. Die neue Tätigkeit gefällt ihm gar nicht, bis er den Brief eines kleinen Jungen erhält, der einen außergewöhnlichen Wunsch hat. Der 10-jährige Ben wünscht sich keine Spielsachen wie die anderen Kinder, sondern dass der Klempner vorbeikommt. Das berührt Walter, und zwischen den beiden beginnt ein intensiver Briefwechsel. Walter erfährt mehr über das Leben und die Probleme des Jungen, und er beschließt, ihm zu helfen.

Die Handlung des Romans spielt auf zwei Zeitebenen. Im Hier und Jetzt erleben wir den älteren Walter, auf der zweiten Zeitebene wird Walters Vergangenheit nach und nach aufgefächert. Wir lernen ihn als kleinen Jungen kennen, verfolgen seine sportlichen Ambitionen, seinen Eintritt ins Berufsleben und die Gründung einer Familie. Wir erleben die Höhen und Tiefen seines Lebens und seine Tragödien.

Die Geschichte ist spannend erzählt, der Autor skizziert die Charaktere liebevoll und so bildhaft, dass ich sie mir gut vorstellen konnte. Den Briefwechsel zwischen Walter und dem kleinen Ben fand ich sehr berührend. Walter möchte dem Jungen helfen und stellt nun auch endlich sein eigenes, einsames Leben auf den Prüfstand. 

Das unterhaltsame Buch hat mir von Beginn an sehr gut gefallen. Ich war sehr angetan von dem schönen Sprachstil und der Geschichte, die uns der Autor mit viel Herz und Humor erzählt. Walter war mir trotz seiner sehr speziellen Art auf Anhieb sympathisch, und ich ahnte sofort, dass hinter der rauen Schale ein weicher Kern steckt. Die Geschichte seines Lebens hat mich sehr berührt, und ich konnte verstehen, warum aus dem glücklichen Familienvater ein schwieriger Eigenbrötler geworden ist. Sie hat mich vom Anfang bis zum vollkommen überraschenden, aber sehr stimmigen Ende gefesselt und zum Schmunzeln gebracht, aber auch betroffen und nachdenklich gemacht.

Leseempfehlung für diesen herzerwärmenden Roman über Familie und Freundschaft, der mir sehr viel Lesefreude bereitet hat!