Unerwartet tiefgründig und sehr berührend

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sternzauber Avatar

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Das Buch "Kein guter Mann" von Andreas Izquierdo hat mich total überrascht, tief berührt und lange nachgewirkt!

Das Cover mag ich gerne, wenn ich es auch schade finde, dass Einband und Schutzumschlag sich farblich so gar nicht ähneln. Die Gestaltung passt meiner Meinung nach aber sehr gut zum Inhalt und mich hat sie auch gleich neugierig gemacht.

Es geht um Walter, einen ziemlich unbeliebten Postboten der in die Christkind-Filiale nach Engelskirchen strafversetzt wird und den dort ein Brief von Ben (10 Jahre alt) erreicht, der an Gott adressiert ist. Walter antwortet auf diesen Brief und zwischen den beiden entspinnt sich ein reger Austausch, wir als LeserInnen erfahren in einem zweiten Erzählstrang jedoch auch noch vieles aus Walters Vergangenheit und darüber, wie er zu dem Menschen geworden ist, als den er sich präsentiert....

Für mich war es das erste Buch des Autors und ich hatte ehrlich gesagt mit einer philosophischen Weihnachtsgeschichte gerechnet, die sich um die Briefe an Gott entwickelt. Entgegen dessen steht in meinem Empfinden aber absolut Walters Lebensgeschichte im Vordergrund und es hat mich wirklich sehr berührt und mitgenommen, wie viel Unrecht ihm (und auch Ben) widerfahren ist!! Mehr möchte ich da gar nicht verraten, da es zu viel vorwegnehmen würde, aber bei mir hat die Geschichte sehr viel Anteilnahme und Mitgefühl heraufbeschworen und meine emotionale Involviertheit hat lange nachgewirkt. Dem Autor ist es somit wunderbar gelungen mich in das Geschehen hineinzuziehen und mich mitfühlen zu lassen - ein stark emotionales Leseerlebnis!

Dabei hätte ich die Handlung manchmal so gerne geändert, um sie zum Besseren zu wenden! Und das Ende hat mich leider ein wenig unglücklich zurück gelassen.... Ansonsten war von der Bandbreite der Gefühle wirklich sehr viel mit eingebaut und vom eher humorigen Beginn, über eine kleine Liebes- und Erfolgsgeschichte, zu Verlust und ernsthaften Schicksalsschlägen war alles dabei!

Der Text ist sehr flüssig geschrieben und leicht lesbar. Besonders schön fand ich, dass die Briefe und Emails zwischen Gott/Walter und Ben auch visuell anders gestaltet sind als der Fließtext.

Ganz anders als erwartet, hat mich dieses Buch tief berührt und auf seine individuelle Art begeistert. "Nur" 4 Sterne gibt es von mir, da ich mir das Ende versöhnlicher und "runder" gewünscht hätte, ich kann das Buch aber allen LeserInnen empfehlen, die bereit sind, sich auf große Gefühle einzulassen!!