Gute Laune aus dem hohen Norden

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r.e.r. Avatar

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Nach “Tante Inge haut ab” war ich, was Romane von Dora Heldt betrifft etwas ernüchtert. Irgendwie war bei dieser Geschichte der Funke nicht übergesprungen. Und so zögerte ich lange, das neueste Werk aus der Feder der Sylter Buchhändlerin überhaupt zu lesen. Hätte ich es nicht getan, wäre mir allerdings etwas entgangen. “Kein Wort zu Papa” ist Gute-Laune-Lektüre in Bestform.

 

Christine erhält einen beunruhigenden Anruf von ihrer Freundin Marleen. Diese wird in Dubai festgehalten und darf nicht ausreisen. Nun soll Christine nach Norderney reisen um Marleens Pension zu führen, bis diese wieder nach Hause darf. Allerdings darf niemand den wahren Grund für diese “Urlaubsvertretung” erfahren. Denn Marleen ist in Dubai nicht alleine. Mit dabei ist ihr neuer Freund und der ist noch verheiratet. Kaum sind Christine und ihre Schwester Ines in Norderney angekommen, nimmt das Unheil seinen Lauf. Als erstes setzt sich der neugierige Inselreporter Gisbert von Meyer auf ihre Fährte um ihnen das Geheimnis ihres Aufenthaltes zu entlocken. Schlimmer jedoch ist, dass die neuen Pensionswirtinnen nicht kochen können. Die Gäste des “Haus Theda” jedoch allabendlich ein Drei-Gänge-Menü erwarten.

 

Die sympathische Heldin aus dem Norderney Roman “Urlaub mit Papa” und dem eingangs erwähnten “Tante Inge haut ab”, hat gerade keine gute Zeit. Ihr Freund Johann macht in Schweden Karriere während sie in Hamburg in ihrer kleinen Wohnung ohne festen Job versauert. Um sie aus ihrer Depression zu reißen hatte ihre Schwester Ines einen Urlaub in Dänemark vorgeschlagen. Nach Marleens Anruf wird aus Dänemark eben Norderney und aus dem Urlaub ein Hilfsarbeitseinsatz.

 

Sehr gekonnt spinnt Dora Heldt ihre Fäden, bis am Ende ein gelungenes Gesamtbild entsteht. Jede Figur bedient mit dem ihr zugedachten Klischee Höchstleistungen um die Lachmuskeln zu strapazieren. Pierre, der schwule Barkeeper. Adelheid, die resolute Haushälterin. Gesa, die nette Aushilfe. Jurek, der patente Hausmeister. Heinz-Jörg, der unsichere Aushilfskoch. Dazu kommen noch diverse Pensionsgäste, deren Bandbreite von sympathisch (das Damensextett aus Herne) über anspruchsvoll (die reiche Unternehmergattin aus Düsseldorf) bis undurchsichtig (der Krimibestsellerautor) reicht. Als am Ende Charlotte und Heinz, Christines nette aber anstrengende Eltern auftauchen um zu helfen, ist das Chaos komplett.

 

Während Kalli, Heinz Freund, die Information verbreitet das Marleen eine “Terrorismusmesse” in Dubai besucht (den von Christine verwendeten Begriff Tourismusmesse naiv verwandelt), hat Heinz ganz andere Sorgen. Seine Tochter scheint auf eine Internetbekanntschaft hereingefallen zu sein. Und wie so etwas endet liest man ja jeden Tag in der Zeitung! Und schon ist er wieder auf dem Kriegspfad um sein Küken zu beschützen.

 

Christine, die Ich-Erzählerin führt den Leser durch eine Geschichte die ebenso lustig wie spannend ist. Werden die beiden Schwestern ihr Geheimnis bewahren können? Was genau ist in Dubai passiert? Und vor allem, wie wird es sich lösen?

 

Ich habe mich über 350 Seiten lang köstlich amüsiert. Mir war keinen Moment langweilig. Und auch wenn ich die Geschichte mit ihren abstrusen Situationen zum Teil etwas übertrieben fand, hat das meiner guten Laune beim Lesen keinen Abbruch getan.