Bitte mehr davon!

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elchi130 Avatar

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„Keine Gnade“ ist der zweite Teil einer Reihe von Daniel Annechino mit der Ermittlerin Samantha Rizzo.
Ein Serienkiller treibt sein Unwesen. Wir lernen ihn als Julian kennen, wissen, warum er zum Mörder wird und begleiten ihn auf seinen Beutezügen und beim Töten. Detective Alberto Diaz übernimmt die Ermittlungen. Der Druck ist enorm, da die Tochter eines Richters unter den Opfern ist und der Richter schnelle Ergebnisse sehen will. Doch Alberto sucht eine persönliche Tragödie heim und er lässt sich beurlauben. Nun ist Samantha Rizzo am Zug. Vor zwei Jahren hat sie den Dienst quittiert, um Sozialarbeiterin zu werden. Doch jetzt will sie zurück in den Polizeidienst. Sie bekommt die Chance, den Serienkiller zu schnappen und so wieder Teil der Mordkommission zu sein. Der Wettlauf beginnt: Julian will seine Forschungen an den Opfern abschließen und sucht immer wieder nach neuen Opfern, die Ermittler wollen den Serienkiller stoppen, bevor er zu einem weiteren Mord kommt…
Sehr gut hat mir die Ausgewogenheit zwischen knallhartem Thriller und den privaten Entwicklungen der beiden Hauptakteure, Alberto Diaz und Samantha Rizzo, gefallen. Besonders zu Beginn hatte ich den Eindruck immer wieder zwischen einer typischen Thrillerstruktur und typischen Krimielementen zu wechseln.
Zuerst begegnen wir dem Killer, Julian, wir tauchen tief in seine Seele ein. Erfahren genau, was ihn zum Mörder werden lässt, sehen den Wahn und den Wahnsinn seiner Gedanken. Er schwankt immer wieder zwischen dem Wissen um seinen hippokratischen Eid und seiner Forschungsgier. Es ist ein Kampf zwischen seinem Gewissen und der Ruhmessucht, etwas Neues in der medizinischen Forschung zu erreichen und dadurch berühmt zu werden. Er denkt, dass er vom Schicksal dafür ausersehen wurde, Vorhofflimmern am Herzen zu heilen. Im Laufe des Buches sinkt er immer stärker in seinen Wahn, wobei ihm durchaus die Schuldhaftigkeit seiner Taten bewusst ist. Dazu kommt, dass seine Taten ein Kindheitstrauma bei ihm aktivieren, dass er immer weniger zügeln kann und ebenfalls an den Opfern ausleben muss.
Samantha Rizzo und Alberto Diaz kämpfen sowohl um private Probleme, ihre Liebe als auch darum, den Täter zur Strecke zu bringen. Sami hat den Polizeidienst quittiert, ist sich jetzt zwei Jahre später jedoch nicht mehr sicher, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Dazu kommt die Sorge um ihre kranke und pflegebedürftige Mutter. Als ob das noch nicht genug wäre, verunglückt die einzige Blutsverwandte von Al und er muss nach Rio. Al hadert mit seiner Liebe und Beziehung zu Sami als er nach Rio fliegt und den Schicksalsschlag verarbeiten muss, dass seine einzige Angehörige im Krankenhaus liegt. Auch hier lässt der Autor uns in die Gedanken, Ängste und Zwiespälte der beiden Personen eintauchen, sodass der Autor auch nahe am persönlichen Geschehen der Ermittler ist.
Mich hatte diese Mischung aus Thriller und Personenanalyse voll gepackt. Das Lesen konnte gar nicht schnell genug gehen und ich hatte die etwas über 500 Seiten im Nu gelesen. Ich hoffe, dass der Autor seinen Stil, in die Tiefe zu gehen und nicht nur an der Oberfläche zu kratzen, beibehält. Der Thriller bzw. die Jagd nach dem Täter ist meiner Ansicht nach trotz der Tiefe nicht zu kurz gekommen und hat die Handlung stets vorangetrieben. Für mich ist Daniel Annechino eine Thrillerentdeckung des Jahres 2012 und ich freue mich schon auf weitere Teile der Reihe.