Das Wohl der Allgemeinheit

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Julian ist Arzt und arbeitet an einer Studie über Vorhofflimmern, die ihm großen Erfolg und Ansehen bringen soll. Doch seine Träume drohen zu platzen, als die Global A-Fib Foundation ihm keine Förderungsmittel bewilligen will, sondern ihm nur eine Fristverlängerung von sechs Monaten gewähren wird. Die letzten beiden Jahre, in der er nur gearbeitet und sich kaum um seine Familie gekümmert hat, wären umsonst gewesen. Deshalb forscht er privat weiter an lebenden Objekten. Sein erstes Opfer ist Genevieve, die er in sein Loft lockt. Er führt eine Operation am Herzen durch, bei der sie stirbt. Die Leiche wird in der Stadt aufgefunden.
Nach den schlimmen Erlebnissen mit Simon in „Leise stirbst Du nie“ ist Sami Rizzo aus der Polizei ausgeschieden und dabei, Sozialarbeiterin zu werden. Al Diaz, der inzwischen glücklich mit ihr zusammenlebt, wird jedoch für den Fall verantwortlich und versucht, den Mörder zu finden. Beide haben auch gerade privat viel um die Ohren: Samis Mutter bekommt einen Herzanfall und hat nur mit einer Bypassoperation die Chance, noch länger zu leben. Doch sie weigert sich. Freundlicherweise will Doktor Templeton, einer der besten Chirurgen des Landes, seine Überredungskünste einsetzen. Und Al wird darüber informiert, dass seine Schwester in Rio nach einem schweren Unfall im Koma liegt.

Nachdem ich bereits den ersten Band mit Sami und Al hatte vorablesen dürfen und ein bisschen enttäuscht gewesen war, war ich gespannt, wie mir dieser Thriller gefallen würde. Und ich muss sagen, dass es mir besser gefallen hat. Wie „Leise stirbst Du nie“ ließ es sich schnell lesen, und ich war sofort mitten im Geschehen. Es beginnt sofort spannend mit Genevieve, die gefesselt zu sich kommt und sich fragt, was geschehen ist. Die Antwort darauf erhält der Leser schnell. Denn im Gegensatz zu anderen Büchern, bei denen die Geschehnisse im Prolog oft bis zum Ende unklar bleiben und sich erst dann richtig einordnen lassen, wird gleich im nächsten Kapitel geschildert, wie und warum Julian Genevieve entführt hat und was mit ihr geschieht. Trotzdem fand ich das Buch bis zum Schluss spannend, und ich konnte es nur schwer aus der Hand legen. Ich wusste zwar, dass „Julian“ der Täter war, konnte aber nicht sagen, um wen genau es sich handelte. Ich hatte früh einen Verdacht und war gespannt, ob ich damit recht haben würde. Die Lösung erfährt man erst ganz am Ende des Buches. Auch die Suche der Polizei nach dem „Reanimator“ ist spannend.

Gut gefallen hat mir, dass der Thriller aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt wird, insbesondere aus Julians, Samis und Als Sicht. Die Personen sind ziemlich lebendig beschrieben, und ich konnte mich in sie hineinversetzen. Auch die Polizisten haben ein Leben neben der Arbeit, und man erfährt viel über ihre privaten Nöte und Probleme, was ich mag. Mir fehlte nur ein bisschen Tiefe. Der Schluss war meiner Meinung nach etwas abrupt, und das Ende ein bisschen überzogen.

Das Cover ist eher schlicht gehalten, erregt mit dem Messer und dem vielen roten Blut jedoch Aufmerksamkeit. Es passt zu dem Buch, wobei es sich nicht um einen richtig harten Thriller handelt. Die blutigen Szenen halten sich sehr in Grenzen. Der Titel spricht Thriller-Fans sicherlich an. Wie so oft bei Büchern momentan ist er erhaben gedruckt. Der Text auf der Rückseite des Buches ist sehr knapp gehalten, macht dadurch neugierig und verrät nicht zu viel. Was dort geschildert wird, erfährt der Leser innerhalb der ersten Kapitel. Auch die Inhaltsangabe im Innern greift diesmal keine Ereignisse auf, die sich erst in der Mitte oder gegen Ende des Buches ereignen, was mich bei „Leise stirbst Du nie“ noch geärgert hat.

Als Fazit kann ich sagen, dass es sich um einen spannenden Thriller handelt, der sich gut lesen lässt. Der Autor hat sich im Vergleich zum ersten Band mit Sami und Al steigern können. Auf diesen ersten Band wird sehr viel Bezug genommen, was Lesern, die mit „Keine Gnade“ in die Reihe einsteigen, wahrscheinlich die Lust auf „Leise stirbst Du nie“ nehmen wird, da sie bereits alles erfahren haben.