Mörder mit Skalpell

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ronjalein Avatar

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Ein erfolgreicher Herzchirurg geht für die Forschung über Leichen.
Julian, einem angesehenen Kardiologen, werden dringend benötigte Fördermittel nicht bewilligt. Bevor das zuständige Komitee das Geld freigibt, verlangt es zusätzliche Daten zu seiner Forschung, einer neuen Methode der Herzoperation. Um an die Daten zu kommen, entscheidet sich der Arzt zu einem grausamen Schritt: Er entführt "Probanden" und beginnt seine Testreihe, wohl wissend, das diese Testpersonen seine Versuchs-Operationen nicht überleben werden. Sein erstes Opfer wird Genevieve, die er nach einem Flirt in einer Bar, zu sich nach Hause einlädt. Betrachtet er die Operation an Genevieve noch einigermaßen wissenschaftlich, verliert er danach zusehends die Kontrolle über sich selbst. Vor den nächsten chirurgischen Eingriffen vergewaltigt er seine Opfer auf brutale Art und Weise, und diese Taten scheinen ihm fast ebenso wichtig zu werden wie seine Forschung.
Auf der anderen Seite stehen Sami Rizzo und Alberto Diaz, zwei Detectives der Mordkommission in San Diego. Die beiden sind nicht nur beruflich sondern auch privat ein Paar und haben bereits Erfahrungen mit einem Serienkiller gemacht. Besonders Sami ist dadurch noch traumatisiert, da sie damals selbst fast zum Opfer des Killers geworden wäre. Sie hat den Polizeidienst quittiert, kehrt aber in den Dienst zurück um den „Reanimator“, wie der Killer genannt wird, zu überführen.

Dies ist der zweite Roman von Daniel Annechino um das Ermittlerpaar Rizzo/Diaz und der Autor erzählt die Geschichte der beiden hier weiter. Man muss den ersten Roman allerdings nicht gelesen haben (hab’ ich auch nicht) um in die Handlung hineinzufinden. Allerdings spielen Samis Erlebnisse mit dem Serienmörder aus dem Vorgängerbuch „Leise stirbst du nie“, gerade zu Anfang eine große Rolle und daher empfiehlt es sich vielleicht mit dem anderen Buch anzufangen.
Die Leseprobe hat einen spannenden Thriller versprochen und auch das blutige Cover hat zu diesem Eindruck beigetragen. Doch leider wurden meine Erwartungen etwas enttäuscht. Annechinos Stil ist nicht schlecht und lässt sich gut und flüssig lesen. Dazu bietet das Buch zwei Handlungsstränge, was mir sehr gut gefallen hat. Einmal aus der Sicht des Täters und einmal aus der Sicht der Detectives. So kann man sich auch ein wenig in den Täter hineinfühlen, auch wenn nicht alle seine Beweggründe klar werden. Dazu geht der Autor nicht weit genug in die Tiefe.
Was der Autor allerdings ziemlich weit ausführt, ist das Privatleben von Sami Rizzo und Alberto Diaz. Rizzos Mutter muss sich einer schwierigen Bypassoperation unterziehen, Diaz’ Schwester liegt nach einem Unfall im Koma, dazu noch ein Seitensprung. Um nur ein paar Dinge zu nennen. Das alles hat mit dem Fall nichts zu tun und wirkt irgendwie nur überflüssig und auch langweilig. Dazu bleiben auch die Detectives etwas oberflächlich, was auf Grund der vielen nebensächlichen Beschreibungen ihres Privatlebens eigentlich erstaunt. Aber richtig hineinversetzen konnte ich mich in die Protagonisten leider nicht. Auch hier fehlt mir die Tiefe.
Auch die Suche nach dem Serienmörder gestaltet sich nicht so spannend wie erhofft, auch wenn der Autor geschickt eine falsche Spur gelegt hat. Er schweift einfach zu oft in das Privatleben seiner Detectives ab. Eine ausführlichere Beschreibung der Ermittlungen wären hier angebrachter gewesen. Das Ende kommt dann auch ziemlich überraschend und auch die Entdeckung des Täters erfolgt eigentlich eher zufällig. Ein etwas enttäuschendes Ende.
Doch alles in allem, ist „Keine Gnade“ ein solide gemachter Krimi/Thriller. Nicht unbedingt ein „Highlight“, aber durchaus lesenswert. Guter Durchschnitt.