...aber trotzdem richtig gut!

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Arielle, Anfang 30, erfolgreiche Social Media Managerin in Düsseldorf, kehrt vorübergehend in ihren Heimatort, den Stadtteil Katernberg in Essen zurück. Nachdem eine Depression samt Klinikaufenthalt sie schon ziemlich aus der Bahn geworfen haben, soll sie sich jetzt in ihrer alten Heimat, der sie 12 Jahre zuvor den Rücken gekehrt hatte, für eine Weile um ihre kränkelnde, alleinlebende Oma kümmern. Dass Arielle und ihre Oma kein gutes und liebevolles Verhältnis zueinander hatten/haben, wird dem Leser schnell klar. Dementsprechend entwickelt sich der Aufenthalt in Katernberg für Arielle zu dem, was unweigerlich kommen musste: alte Wunden werden aufgerissen, sie wird mit voller Wucht wieder mit ihrem früheren Leben in einem sozialen Brennpunkt konfrontiert und muss feststellen, dass sie dieser Welt durch ihren Job und ihren sozialen Aufstieg zwar entkommen konnte, diese Welt aber für immer ein Teil ihrer Identität bleiben wird. Alles was sie 12 Jahre lang verdrängt hatte, kommt nun wieder an die Oberfläche und es bleibt ihr nichts anderes übrig, als sich damit auseinanderzusetzen und sich den Geistern der Vergangenheit endlich zu stellen. Lisa Roy erzählt Arielles Geschichte aus deren Perspektive, also in der Ich-Form. Sie wählt passend zum Milieu, aus dem Arielle stammt, eine derbe, völlig ungeschönte, harte und ehrliche Sprache. Hier wird um nichts herumgeredet, die Dinge werden benannt wie sie sind, also absolut authentisch. Auch wenn dieser Sprachstil zumindest anfangs gewöhnungsbedürftig war, so ist er doch auch unabdingbar, alles andere wäre unglaubwürdig. Mich hat der Roman völlig gefangen genommen, einmal angefangen zu lesen, konnte und wollte ich gar nicht mehr aufhören. Auch das überraschende Ende der Geschichte, das ich natürlich nicht verraten werde, war für mich die einzige logische Konsequenz aus allem Vorangegangenen und erschien mir daher absolut stimmig. Alles in allem also ein sehr lesenswerter Debütroman!