Authentische Geschichte

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vo.nicole Avatar

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„Keine gute Geschichte“ ist der Debütroman von Lisa Roy und kämpft erfolgreich gegen den Mythos einer klassenlosen Gesellschaft an.

Im Mittelpunkt der Geschichte, die im prekären Essener Stadtteil Katernberg spielt, steht Arielle Freytag. Einige Jahre konnte sie ihre Vergangenheit hinter sich lassen, lebte erfolgreich im Job in Düsseldorf. Doch mit Anfang Dreißig wird sie wieder eingeholt von ihren früheren Traumata – vor allem der Verlust der Mutter und die gefühlskalte Großmutter Varuna wiegen schwer. Dazu kommt, dass zeitgleich zwei Mädchen vermisst werden. Die Suche nach den Mädchen und den Rätseln der Vergangenheit beginnt.

Lisa Roy schreibt sehr nüchtern und klar, oft legt sie ihren Protagonist:innen vulgäre Worte in den Mund. Die Sprache trägt so einen großen Teil dazu bei, dass der Roman und vor allem der Schauplatz des Brennpunktes authentisch wirken. Das Buch wird dabei aus der Perspektive von Arielle geschrieben, die im Verlauf der Geschichte immer wieder ihre verschwundene Mutter Rita direkt mit „Du“ anspricht. Der Spannungsbogen des Buches ist nicht durchweg hoch. Gerade der Beginn und Mittelteil enthält einige Passagen, die zeitweise etwas langatmig daherkommen. Generell bietet das Buch inhaltlich nur bedingt Spannung. Es geht mehr um das Innenleben und die Gefühlswelt von Arielle, die ihren Platz in der Welt und ihren persönlichen Frieden sucht.

Alles in allem ein Buch, das die prekären Verhältnisse in Brennpunktvierteln wie Katernberg gut darstellt und so zeigt, dass wir als Gesellschaft noch weit von Klassenlosigkeit entfernt sind. Dennoch verliert sich das Buch hin und wieder und hätte für mich gerne etwas mehr Inhalt haben können.