Konnte mich leider nicht zu 100% überzeugen.

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viviennepachel Avatar

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Das Cover gefiel mir sehr gut, auch wenn es nicht wirklich etwas über die Geschichte aussagte.

Der Klappentext klang sehr vielversprechend für mich, der letztendliche Inhalt des Buchs konnte mich allerdings nicht vom Hocker reißen.
Arielle Freytag, die als PR-Managerin arbeitet, kehrt in ihre Heimat Katternberg (Ruhrgebiet) zurück, nachdem sie die Information bekommt, dass ihre Oma Varuna Unterstützung braucht. Gleichzeitig sind zwei Mädchen verschwunden, nach denen fieberhaft gesucht wird.

Mit dem Titel des Buchs hat Lisa Roy nicht zu viel versprochen, denn Arielle‘s Geschichte ist wirklich keine Gute. Nachdem ihre Mutter verschwand, als sie noch klein war, lebte sie bei ihrer Großmutter, die ihr kaum bis gar keine Liebe zuwendete.

„Braune Menschen vor grauen Fassaden, Plastikspielzeug auf schlecht gepflegtem Rasen, würziges Essen in überfüllten Wohnungen. Und natürlich: Erinnerungen an dich.“ (S. 10)

Der Schreibstil ist teilweise sehr proletarisch, beinahe vulgär, allerdings in einem angenehmen Maß. Größtenteils leben die Kapitel von einem Monolog zwischen Arielle und ihrer verschwundenen Mutter Rita.
Arielle ist definitiv keine Protagonistin, die man ins Herz schließt, im Gegenteil, ich fand sie (oftmals) regelrecht abstoßend, was auch ein großer Kritikpunkt für mich war. Natürlich können sich Menschen mit Depressionen anders verhalten als gesunde Menschen, mir geht es dabei nicht anders, da ich auch unter Depressionen leide und in vielen Situationen auch oftmals überfordert bin.

Arielle brachte keinerlei Empathie für andere Menschen auf und stellte ihre Bedürfnisse über die von anderen, achtete dabei aber auch (ob aktiv oder passiv) genau darauf, die Menschen um sich herum zu verletzen. Trotzdem schaffte sie es, sich mehr oder weniger Freunde zu machen. Reflektierend lässt sie uns an ihrer Kindheit teilhaben, die alles andere als rosarot war. Stattdessen zeigte sie auf, wie sie andere mobbte, Geld und Süßigkeiten stahl und im Großen und Ganzen eher toxischer Natur war. Dieses Verhalten legte sie auch als Erwachsene nicht ab. Liebend gern benutzte sie andere Menschen, um ihre eigenen Bedürfnisse zu stillen. Die Folge einer lieblosen Kindheit mit einer verschollenen Mutter, wie ich vermutete.

„Ich hab dich so geliebt Mama, das reicht für eine ganze Familie. […] Du hast mich so sehr geliebt, das reicht für mein ganzes Leben.“

Das Buch hatte definitiv seine Stärken, so hatten mich einige Passagen aus Arielle‘s Leben wirklich berührt und einige Erinnerungen und Vorkommnisse teilweise schockiert. Trotzdem konnte mich „Keine gute Geschichte“ im Großen und Ganzen nicht überzeugen, was leider auch an der Protagonistin selbst lag. Vielleicht war ich aber auch in der falschen Stimmungslage für das Buch.