Unangenehm echt - absurd irreal

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
conny bee Avatar

Von

Das Cover des Buches war sehr ansprechend mit den bunten Farben, obwohl man dem Buchtitel mehr Glauben schenken sollte.
Arielle ist im prekären Essener Stadtteil Katernberg aufgewachsen und hat sich von dort "befreit", um in Düsseldorf Social Media Managerin zu werden. Sie ist zudem kürzlich aus der Psychatrie entlassen worden und wartet nun auf ein Zeichen, wie es mit ihrem Leben weitergehen soll.

Das Zeichen kommt in Form eines Hilferufes der Großmutter, die noch in Katernberg wohnt. Arielle macht sich auf den Weg zu ihr und schnell wird klar: von frei sein, kann man nicht reden. Das Verschwinden zweier Mädchen aus dem gleichen Stadtteil erinnert sie an das Verschwinden der eigenen Mutter vor 24 Jahren. Arielle begibt sich erneut auf die Suche nach ihr und irgendwo auch sich selbst. Dabei ist sie leider keine sympathische Hauptprotagonistin. Ihr Blick auf Katernberg und dessen Bewohner ist egoistisch, abwertend und hoffnungslos. Sie sucht nach Liebe und Freundschaft, kann sich dieser aber nie in vollem Maß öffnen. Selbstmedikation erfolgt in Form von Alkohol, Zigaretten und Drogen.

Auch wenn die Zustände unbeschönigt und klar dargestellt werden, schleichen sich beim Lesen Zweifel bei mir ein, ob man das so extrem darstellen musste. Oftmals fühlte ich mich selbst im Delirium mit Arielle und habe den Faden verloren, was das denn jetzt alles soll. Viele Phasen fühlen sich deshalb unangenehm echt an, aber eben auch absurd irreal. Das hat mir nicht immer gefallen, ist jedoch einfach ein subjektives Empfinden.

Ich habe die Geschichte dennoch sehr schnell durchgelesen und vor allem im letzten Drittel überschlagen sich die Ereignisse, sodass viele Fragen geklärt werden, aber auch Einiges offen bleibt. Vorallem die sozialkritischen Aspekte werden mich wohl noch einige Zeit begleiten.

Das Buch würde ich durchaus weiterempfehlen, auch wenn ich weiß, dass es nicht jeden Geschmack treffen wird.