Wirklich "keine gute Geschichte"

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Sowohl der Klappentext als auch das Cover haben mich bei diesem Buch angesprochen. Und auch der Titel ist Programm: Es ist wahrlich keine gute Geschichte, die Lisa Roy auf 233 Seiten erzählt. Roy greift viele Themen auf und keins davon ist angenehm: Es geht um verschwundene Kinder und verschwundene Mütter, um Armut und Hoffnungslosigkeit, um Alkohol und Drogen und vor allem darum, der eigenen Herkunft nie ganz entkommen zu können.
Und auch Arielle ist keine „gute“ Protagonistin. Mir fiel es zT schwer, mit ihr zu sympathisieren, denn in ihrem Versuch, sich von ihrer Herkunft und den Menschen, die dort zurückgeblieben sind, zu distanzieren wirkt sie schroff und unnahbar, ein Mensch der zumindest über große Teile des Buchs seine weiche Seite komplett in sich einschließt. Lediglich der innere Dialog mit der verschwundenen Mutter lässt diese erahnen.

Ein gutes Buch muss nicht gefallen wollen, es kann - und muss manchmal vielleicht auch - unbequem sein. Und obwohl „keine gute Geschichte“ genau das ist, hat mich die Geschichte trotzdem nicht wirklich überzeugt. Während sich die erste Hälfte ziemlich gezogen hat und mir stellenweise nicht klar war, in welche Richtung diese Geschichte eigentlich gehen soll (Sozialstudie, Familiengeschichte, Krimi), wurden der Großteil aller losen Fäden am Ende dann zu schnell und oberflächlich zu einem einigermaßen passenden Ende zusammengewebt. An der Stelle hätten dem Buch vllt. ein paar Seiten mehr gutgetan.
Und auch Arielle, die in ihrer Gesamtheit irgendwie überzeichnet wirkt und gefühlt jedes Klischee der toughen „Aufsteigerin“ mitnimmt, bleibt für mich trotz der vielen Informationen über sie als eigene Person zu blass. Für die anderen Personen bleibt daneben dann wieder so wenig Raum, dass ich mir gewünscht hätte, auch hier ein bisschen mehr zu erfahren.

Im Ergebnis bleibe ich mit gemischten Gefühlen zurück. Irgendwie hat mich die Geschichte nicht gecatcht und es bleibt für mich die Frage, ob dieses "Nichtgefallenwollen" Ziel des Buches ist, oder ob es wirklich "keine gute Geschichte" ist.