Die Fachfrau weiß Bescheid

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Rezension zum Buch von Kenza Ait Si Abbou: Keine P@nik, ist nur Technik

Frau Abbou, selbst Ingenieurin im Bereich Telekommunikation, will den Leserinnen und Lesern mit diesem Buch Ängste über Technik, speziell über künstliche Intelligenz, kurz KI, nehmen. Sie will die guten wie die schlechten, bedenklichen Seiten aufzeigen. Das ist ihr Anspruch und dem wird sie über weite Teile des Buches, so ca. für die ersten ¾ voll gerecht.
Sie beschreibt Möglichkeiten, sie zeigt z.B. wie Gesichtserkennung funktioniert. Eine Technik, die viele von uns bereits auf ihrem Smartphone haben, wenn das eigene Gesicht den Bildschirm entsperrt. Und sie zeigt eben auch die Grenzen bzw. die Unzulänglichkeiten dieser Technik/en. Um bei dem Beispiel der Gesichtserkennung zu bleiben: Gesichter von weißen Männern werden deutlich besser erkannt und unterschieden als die von dunkelhäutigen, von Asiaten, ja sogar von Frauen. Und sie erklärt, wie das kommt: die Trainingsdaten, also die zig-Tausend Beispielbilder, mit denen die Gesichtserkennung zum Lernen gefüttert wird, beinhalten mehrheitlich weiße Männer. Au weia!
So hält sie ein flammendes Plädoyer für heterogene Entwicklergruppen. Nur so können elementare Fehleinschätzungen vermieden werden. Das macht sie an vielen Beispielen fest, nicht nur an dem genannten.
Gleichzeitig zeigt sie in bildhafter, gut verständlicher Sprache, wie z.B. maschinelles Lernen abläuft, welche Möglichkeiten es dafür gibt. Ein weiteres Beispiel: vor Jahren ging die Sensationsmeldung um die Welt, dass ein Programm den weltbesten Go-Meister (ein Brettspiel mit viel mehr strategischen Möglichkeiten als beim Schach) hat besiegen können. Die Maschine schien also dem Menschen haushoch überlegen. Was in diesen Meldungen aber nicht stand, war, dass die Entwickler des Programmes dieses mit immer neuen Partien gegen den Weltmeister gefüttert hatten, bis es endlich (!) so weit war, diesen zu besiegen. Jedem Skater, der einen neuen Stunt beherrschen möchte, tut es genauso. Üben, üben, üben!
Doch zum Ende des Buches hin werden die Kapitel kürzer und leider immer unkritischer. Sie zeigt, wie die KI die Landwirtschaft bereits verändert hat und was da noch zu erwarten ist, dasselbe mit der Medizin usw. Doch hier fehlen kritische Anmerkungen. Da hätte ich mir schon ein paar Bemerkungen mindestens zum Preis dieser neuen Techniken gewünscht, sprich wer kann sich das leisten? Was nützt die „Einsparung“ wenn das Programm, wenn die Technik dazu unbezahlbar ist?
Aber sonst: lesenswert