Als Roman getarnte Autobiografie

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buecherundschokolade Avatar

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Zahlreiche namhafte Schauspieler:innen haben sich in dem vergangenen Jahren als Autor:innen versucht, z. B. Tukur, Berkel, Selge, Sawatzki & dabei durchaus tolle Bücher vorgelegt.

Nun also Michael Brandner, der in den 80er Jahren mit der Ruhrpott-Saga Rote Erde seinen Durchbruch hatte & heute vor allem mit seiner Rolle in der Serie Hubert ohne Staller ein großes Publikum erreicht.

Mit seinem gerade erschienen Roman Kerl aus Koks hat er eine als Roman getarnte, sehr launige Autobiografie vorgelegt (Flunkern gehört nach eigener Aussage zum Handwerk), die mich von der ersten bis zur letzten Seite sehr gut unterhalten hat.

In Bayern als uneheliches Kind geboren, wächst der kleine Paul Brenner (Brandners alter ego) zunächst in einer Art oberbayerischem Weißwursthimmel bei Tante & Onkel auf, bis er eines Tages von seiner ihm fremden Mutter eingesammelt & in den Ruhrpott, genauer nach Dortmund, gebracht wird. Die Verhältnisse sind einfacher, die Wohnung kleiner, doch der kleine Paul findet schnell Freunde beim Kicken & hat einen liebevollen Stiefvater, der die lieblose & statussüchtige Mutter kompensiert. Die Erzählung einer Kindheit in den 50er & 60er Jahren ist authentisch, voller skurriler Episoden & auch anrührend. Zum Glück hat Paul mindestens so viele Leben wie eine Katze…

In den weiteren „Staffeln“ (so nennt der Autor die Oberkapitel) taucht man ein in seine wilde Jugend, zwischen Bundesgrenzschutz (fataler Irrtum) & Hausbesetzerszene, Reisen durch ganz Europa & seine Anfängen & schließlich Erfolge als Schauspieler.

Dabei spielen in jedem Kapitel die Frauen eine Hauptrolle, den Paul ist jemand, der offenkundig nichts anbrennen lässt (nomen est omen).

Ein gelungener Erstling von Herrn Brander, der beim Schreiben dieses Werkes möglicherweise schon auf eine Verfilmung geschielt hat. Das Potenzial dafür ist gegeben.