Ein Leben aus dem Pott

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mojoh Avatar

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Der Schauspieler Michael Brandner erzählt eine sehr biografisch geprägte (Lebens)Geschichte seines Alter Ego Paul Brenner. Dabei nimmt er sich offenbar die schriftstellerische Freiheit, die ihm die Verwendung einer Kunstfigur erlaubt, nämlich Dinge in die eigenen Erlebnisse einzuflechten, die vielleicht in Wirklichkeit nicht unbedingt genauso passiert sind.
Er nutzt die ihm eigene (oder dem Ruhrpott generell eigene) Art, frei von der Leber weg zu schwadronieren und sehr direkt aber liebevoll über Menschen zu schreiben und sie zu beschreiben. Das ist eine Stärke des Buches, ich kann mir seine Protagonisten und Nebendarsteller beim Lesen sehr bildhaft vorstellen. Auch der Humor, der in allen Zeilen mal lauter mal leiser vorkommt ist sehr gelungen und trifft meinen Geschmack.
Ich muss aber ebenfalls feststellen, dass mir die Kindheit und frühe Jugend, sprich der erste Teil des Buches besser gefällt als die mitunter sehr schnell und dadurch auch nicht mehr so ausführlich geschilderte zweite Hälfte. In letzterer bleiben aufgrund der hohen Aktionsdichte, des schnellen Erzähltempos die Herzlichkeit und die Beobachtungsgenauigkeit etwas auf der Strecke.

Grundsätzlich hat mir der Stil aber sehr gut gefallen und ich habe Paul bzw. Michael Brandner gerne beim Erwachsenwerden über die Schulter gesehen.