Eine mit Anekdoten gespikte Biographie

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In "Kerl aus Koks" verpackt Michael Brandner seine Lebensgeschichte als ausgeschmükten Roman, und zahllose herzliche Anekdoten ketten den Leser ans Buch. Dabei erhalten seine Charaktere viele Facetten, mit denen die Menschen im Nachkriegsdeutschland zu kämpfen hatten. Die Mutter, die im Sohn nur das sieht, was er eben nicht ist und einem selbst nie erreichten Ideal nacheilt. Der Stiefvater, den eine unerschütterliche Gelassenheit mit sich bringt, mehr Liebe für das Stiefkind aufzubringen vermag als die eigene Mutter, die jeden nur das Beste wünscht und zufrieden damit ist, wenn es allen lieben Menschen um ihm herum gut geht. Der leibliche Vater, der bis zuletzt an der NS-Ideologie festhält. Dann natürlich der Protagonist, Paul Brenner, der sich als Tausendsasser durch das Leben tragen lässt, ganz im Hier und Jetzt lebt, mit Freunden umgeben am glücklichsten ist und auf bewunderswerte Weise Chancen und Möglichkeiten sieht, wo andere Steine im Weg zu liegen glauben. Und viele Frauen, die alle unterschiedlicher nicht sein können und Paul trotzdem an dem jeweiligen Punkt in seinem Leben mit ihrer jeweiligen Art gut tun.
Das Buch ist in zeitliche Abschnitte geteilt - von der frühen Kindheit in Bayern und dem unfreiwilligen Umzug in den Pott, über das Jugendleben geprägt von der strigenten Mutter und dem liebevollen und gutmütigen, bestärkenden und selbstbewusstseinsaufbauenden Stiefvater; weiter in die turbulenten Jugendjahre als Musiker, Bauchzeichner, Schauspieler, Hausbesetzer und wilder Kerl, bis in die besten Jahre, in denen Paul wider Erwarten sich noch mit seiner Vergangenheit auseinandersetzt zu einer Zeit, in der er (auch unerwartet) selbst eine Familie gründet. Diese Aufarbeitung seiner Vergangenheit und der Familiengeschichte bestärkt ihn den bisher vermiedenen Weg der Sesshaftigkeit und Familiengründung zu gehen.
Das Buch ist wunderbar geschrieben. Die Anekdoten, die auf jeder Seite lauern sind mit viel Herzenswärme erzählt und zeigen immer wieder auf, wie wichtig der Hauptfigur Menschlichkeit und Miteinander sind. Gleichzeitig erzählen sie mit so viel Witz wie dieser Freigeist sich kreativ und auch stur dem alten Starrsinn der Gesellschaft stellt.